30.04.–13.06.1999

Die in Berlin lebende Künstlerin Maria Eichhorn (*1962) macht den Portikus für die Dauer ihrer Ausstellung zu einem Redaktionsraum. Unter Beteiligung anderer Personen entwickelt sie Projekte aus unterschiedlichen Bereichen, die jedoch in ihrer formalen Präsentation eine Analogie besitzen.

Am 1. Mai wurden Demonstrationen in Berlin und Kundgebungen in Frankfurt gefilmt, die als Videodokumentationen im Ausstellungsraum zugänglich sind.

In einem Workshop wird die Künstlerin Irene Hohenbüchler, die sich mit Schriften auseinandersetzt, mit den Teilnehmern Alphabete entwickeln. Die am Royal College of Art in London unterrichtende Emily King wird hierzu ergänzend einen Vortrag über Typographie halten. Libertäre Presse ist das Thema einer Lesung von Bernd Drücke.

Auf die Stadt selbst wird Bezug genommen durch das Erstellen eines Architekturführers von typischen, aber wenig im Bewußtsein stehenden oder weniger repräsentativen Orten in Frankfurt, die häufig temporär genutzt werden, wie der Schachspielplatz im Bethmannpark, die Schiffsanlegestelle am Sachsenhäuser Ufer oder auch die Alte Mainbrücke. Eine große Anzahl der Orte liegt in der Nähe des Portikus und ist von dort aus gut erreichbar. Fotografien der Orte sind im "Reader" abgebildet.

Die Arrangements und Dokumentationen der einzelnen Projekte werden nach und nach den Ausstellungsraum füllen und in der Folge untereinander Beziehungen eingehen. Wie bereits die mitwirkenden Gäste, so ist auch der Besucher als Partizipient von konstituierender Bedeutung. Der Besucher muß selbst aktiv werden und kann zwischen den ihm gebotenen Möglichkeiten auswählen. Der Portikus ist selbst Produktionsort. Es werden hier keine individuellen Künstlerarbeiten gezeigt, sondern Dinge in einer nahezu lexikalischen Form dokumentiert. Maria Eichhorn bietet die für sie interessanten Themen gleichsam dem Besucher an, ohne ihn jedoch in eine bestimmte Position zu drängen. "Ich glaube, man muß den Ausstellungsbesuchern nichts vermitteln. Man sollte ihre Autonomie akzeptieren. Ich versuche immer, Ihnen die Entscheidungsfreiheit zu lassen, sich aktiv oder passiv zu meinen Arbeiten zu verhalten. Sie sollen sich nicht weniger frei oder mehr frei fühlen als sonst auch. Ich will keine Sondersituation erzeugen."

Die einzelnen Projekte sollen im Portikus zu einem Teil verwirklicht werden. Die weitere Realisierung jeweils eines Projektes kann durch ein anderes Ausstellungsinstitut erfolgen.