23.01.–07.03.1999

Das Werk des in Mexico-City und New York lebenden Künstlers Gabriel Orozco (*1962 Veracruz) umfaßt skulpturale Arbeiten, Installationen und Fotografie, die er häufig als Bildserie entwickelt. Orozco bezieht sich dabei auf reale Gegenstände, die er jedoch häufig modifiziert oder deren Kontext er verändert. Sie erhalten so einen anderen Bedeutungsinhalt; der alltägliche Gegenstand wird zu einem besonderen, ästhetisierten oder wundersamen Objekt. "Orozco's work presents a reality that puts reality into doubt" formulierte Jean Fisher in einem Essay über Orozcos Arbeit "Empty Club", in der der Künstler einen ovalen Billardtisch den Betrachtern zum Spiel anbot.

Die von Orozco verwendeten Mittel sind leise, er ist ein Romantiker, aber auch ein Melancholiker. Seine Arbeiten wecken unbestimmte phantasievolle Erinnerungen oder entwerfen eine lyrische Welt.

Für den Portikus hat Orozco in seinem Heimatland Mexiko am Strand des Chacagua Sees in Zapotalitos, Oax., Sand und Strandgut gesammelt, aus denen er eine Installation schaffen wird. In die noch winterliche Großstadt Frankfurt werden so die Elemente eines sommerlichen "Naturidylls" gebracht. Das in der freien Landschaft vorgefundene Material wird auch hier in der Ausstellungshalle Portikus in eine andere, nicht mehr deutlich bestimmbare, auf Erfahrung beruhende Realität überführt.

Zu dem Strandgut gehören auch verrottete Dosen und Blech sowie der Rest eines Möbels. Diese Rudimente von Zivilisation führen das Moment von Zeit ein und schaffen gleichzeitig eine morbide, vielleicht auch schmerzhaft-sehnsuchtsvolle Atmosphäre.

Wie immer erscheinen Kunst und Leben als untrennbare Bereiche im Werk des Künstlers, das auf vielfache Weise im Kleinen einen universellen Anspruch erhebt.