28.11.1998–17.01.1999

"Geboren 1938 in Boulogne-Billancourt. Lebt und arbeitet in situ." Diese knappe biographische Information ist die von Buren selbst gewünschte Angabe zu seiner Person, die auch den Grundsatz seines Werkes definiert.

Seit dreißig Jahren schafft der heute in Paris lebende Künstler seine Werke in situ, für einen bestimmten Ort, dessen spezifische Erscheinung er dadurch visualisiert. Diese Arbeiten sind nicht aus ihrem Kontext zu lösen und besitzen daher meist ephemeren Charakter. Sie verweigern sich so auch einer Vereinnahmung durch den Kunsthandel.

Anfang der sechziger Jahre entwickelte Buren zunächst Leinwandbilder mit einem regelmäßigen Streifenmuster. Die vertikalen, stets gleich breiten Streifen in Weiß und einer Farbe dienen ihm als Mittel, die Bilder auf ihre objekthaften, materiellen Qualitäten zu reduzieren, um die Grundlagen der Malerei zu hinterfragen. Die Negierung der künstlerischen Handschrift wurde noch weitergeführt, als Buren seine Leinwände durch handelsübliche Markisenstoffe oder Papierfolie ersetzte. Die Streifen als "visuelles Werkzeug" sind "nicht länger ein zu sehendes, ein anzusehendes Werk, sondern das Element, das erlaubt, etwas anderes zu sehen oder zu betrachten". Seit den siebziger Jahren modifiziert Buren seine Arbeiten, indem er zunehmend Spiegel, Gläser und andere transparente Materialien wie Folien oder Plexiglas verwendet. Das Moment von Reflektieren und Transparenz dient nicht allein der Erweiterung der Farbpalette und der Veränderung der Erscheinung, sondern macht auch den immateriellen Faktor des Lichts für das Werk bedeutungsvoll.

Die Stringenz und Radikalität seiner Arbeitsweise wird in den vielen kunsttheoretischen Texten Burens ebenfalls deutlich.

Für den Portikus hat Buren ein Konzept entwickelt, das sich mit der Architektur des Ausstellungsraumes auseinandersetzt. Dieser ist charakterisiert durch einen längsrechteckigen Grundriß und ein Oberlicht aus opaken Glasscheiben, gehalten von gitterartigen Metallverstrebungen.

Buren errichtet zwei hintereinanderstehende Räume in Würfelform, die er axial unter das Oberlicht plaziert. Die Wände bestehen aus einem Holzgitter, dessen Innenfelder in der gleichen Größe der Oberlichtfelder mit Plexiglasscheiben versehen werden. Ähnlich wie bei einem Schachbrettmuster wechseln sich Felder aus klaren Scheiben ab mit Feldern, die mit transparenter Folie in Rot, Blau und Gelb sowie mit schwarzer Folie beklebt werden. Dabei ist jede Wand auf eine Farbe reduziert. Beide Räume erhalten auf ihren vier Seiten einen Durchgang, so daß die Längsrichtung eine Flucht bildet. Die Geschlossenheit der Räume ist durch diese Öffnungen und die Durchsichtigkeit der Wände wieder aufgelöst. Auch an den Wänden des Ausstellungsraumes sind Farbquadrate angebracht, die in gleicher Farbe versetzt zu den gegenüberliegenden Feldern des Gitterraumes stehen. Wie durch eine "Explosion" erscheinen die Farbfelder vom Zentrum aus an den Rand gesprengt. Durch die Symmetrie der Architekturen, ihre Einpassung in den Ausstellungsraum, dessen neues Zentrum sie bilden, und die Axialität der Blickrichtungen wird auf die Dialektik von Innen und Außen, von Offenheit und Geschlossenheit verwiesen. Die Entmaterialisierung des Objekts in der Vermischung von Farbe und Transparenz spielt mit der visuellen und physischen Erlebbarkeit der Arbeit. Wahrnehmung und Sehen werden somit selbst zum Gegenstand der Betrachtung.