10.10.–22.11.1998

Parallel zur diesjährigen Buchmesse, deren Schwerpunktthema die Schweiz sein wird, eröffnet der Portikus eine Ausstellung mit dem 1957 in Bern geborenen, heute in Paris lebenden Künstler Thomas Hirschhorn.

Hirschhorn beschäftigt sich mit der Schaffung von Ausstellungsorten. Hierfür nutzt er vorgefundene geschlossene Räumlichkeiten wie Treppenhäuser oder auch offene Plätze wie Straßen, wo er selbst hergestellte Exponate präsentiert. Vielfach errichtet Hirschhorn ephemere transparente Gehäuse, deren Durchfensterung und Beleuchtung die Ausstellungsstücke hervorheben. Seine Themen und ebenso die einfachen Materialien wie Plastik, Karton oder Aluminiumfolie entstammen der Alltagswelt. Die Arbeiten Hirschhorns in ihren Erscheinungsformen sind adäquate Umsetzungen ihrer assoziativen Inhalte.

Für den Portikus hat Hirschhorn ein eigenes, auf den Raum abgestimmtes Konzept entwickelt. Der Titel dieser Ausstellung lautet "Ein Kunstwerk, ein Problem". Hirschhorn wird den Portikus durch zwei Flügelanbauten erweitern, die nur von innen, von der ur-sprünglichen Ausstellungshalle aus, begehbar sind. Die Flügelanbauten dienen der Erweiterung der Ausstellungsfläche, sind von außen einsehbar und werden ständig erleuchtet.

Die Erweiterung des Portikus steht sichtbar für die große Menge und das Zuviel an existierenden Problemen. In dem erweiterten Ausstellungsraum werden etwa 20 teilweise mit Plastik überzogene Kunstwerke ausgestellt, die mit einem Problem "verbunden" werden, das ebenfalls ausgestellt wird.

Bei den Kunstwerken handelt es sich um Skulpturen aus alltäglichen Materialien wie Karton oder Folie, deren abstrakte Formen an bereits bestehende Kunstwerke erinnern lassen. Hirschhorn nennt daher diese Objekte "Skulpturerinnerungen". Die Skulpturen sind durch eine Aluminiumleine mit einer Stellwand verbunden, auf der jeweils ein Problem geschildert wird. Dieses wird jedoch nicht wissenschaftlich abgehandelt, sondern, wie bei den Skulpturen, in Erinnerung gerufen.

Die hier thematisierten Probleme wie "Schweizergold/Nazigold", "Übergewicht", "Abfallsortierung", "Fischereigebietsstreit", "Arbeitslosigkeit" oder "Autovergleiche" entstammen den unterschiedlich-sten gesellschaftlichen Bereichen und werden durch Bild- und Textmaterial dokumentiert.

Die Skulpturen und ihre Stellwände werden frei im Raum verteilt und auch untereinander vernetzt, so daß ein Problemknäuel entsteht. Mit dieser Arbeit will Hirschhorn einem Satz von Robert Walser neue Aktualität verleihen: "Lebensfragen sind Kunstfragen und Kunstfragen sind Lebensfragen".