28.03.–10.05.1998

Der in Hamburg lebende Künstler Christian Jankowski (*1968) inszeniert in seinen Arbeiten Rollenspiele und geht dabei bewußt auf den jeweils vorgegebenen Ausstellungsort ein. Für den Portikus hat Jankowski ein Konzept entwickelt, das auf die ehemalige Funktion des Gebäudes der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Stadtbibliothek Bezug nimmt.

Während der Dauer der Ausstellung wird der Künstler im Portikus ein Buch schreiben. So ist ihr Titel "Mein erstes Buch" vorausweisend. Das noch zu schreibende Buch wird im Anschluß an die Ausstellung anstelle eines Kataloges erscheinen.

Jankowski verfaßt dieses Buch in unterschiedlich eingerichteten Raumsituationen, die das inspirierende Ambiente eines Schriftstellers evozieren. Zusätzlich werden charakteristische Tagesabläufe und Verhaltensweisen verschiedener Autoren erprobt. Dabei spielt der Künstler nicht fremde Personen nach, sondern überträgt das spezifische Verhältnis der Autoren zu ihrem Umfeld in adäquater Form auf sein eigenes nun hierdurch bestimmtes Tun.

So wird der Entstehungsprozeß des Buches neben der Behandlung eines noch zu findenden literarischen Stoffes zum Thema eben dieses Buches sowie der Ausstellung. Die Entstehung des Buches ist bestimmt durch das jeweilige Interieur, den "genius loci" als Ausdruck eines spezifischen geistigen Klimas, das auf den sich darin Befindenden zurückstrahlt.

Die Ausstellungsdauer von sechs Wochen gibt das Gerüst für sechs Rauminszenierungen vor. Als Zäsur dienen die Sonntage, an denen jeweils um 11.00 Uhr Matinees stattfinden werden. Sie dienen gleichzeitig als Prolog für die dann kommende Raumgestaltung. Jankowski wird hierzu Gäste einladen, die sich beruflich mit Literatur auseinandersetzen.

Aus den Gesprächen mit diesen Gästen sucht Jankowski Anregungen für die Arbeit an seinem Buch, um schließlich die Ansichten der Fachleute und deren Ratschläge auch auf schriftlichem Wege zu verarbeiten.

Wie in seinen früheren Installationen beschäftigt sich Jankowski mit den äußeren Bedingungen künstlerischer Arbeit. Der Ausstellungsraum wird dabei zum Ort eines anderen Geschehens, der Künstler selbst tritt hinter die Folie einer anderen Handlung zurück. Damit bereichert Jankowski sein originär konzeptuelles Arbeiten um eine spielerische und fiktionale Variante.