13.12.1997–01.02.1998

Die Ausstellung des kalifornischen Künstlers Allen Ruppersberg (geb. 1944 in Cleveland, Ohio) wird durch vier Elemente bestimmt, die trotz ihrer formalen Unterschiedlichkeit eine inhaltliche Zusammengehörigkeit besitzen und damit eine Einheit bilden.

Da ist zunächst das Ausstellungsplakat mit der Abbildung des berühmten Gemäldes "Et in Arcadia ego" von Nicolas Poussin (1594-1665), ein Landschaftsgemälde klassisch-heroischer Auffassung, das als Allegorie auf die Vergänglichkeit gelesen werden kann.

Der Raum im Portikus ist von einem auffälligen Bodenbelag geprägt, dessen Schachbrettmuster die streng geordnete Folie für schwarze und weiße Buchstaben bildet, die sich zu Wörtern aneinanderfügen. Datum, Anrede und Unterschrift definieren die Schrift als einen Brief, in dem neun Namen bekannter Persönlichkeiten des künstlerischen Schaffens und deren Lebensdaten untereinanderstehen. Es handelt sich um bildende Künstler (de Kooning, Lichtenstein, Huebler, Byars, Kippenberger), Schriftsteller (Burroughs, Ginsberg), einen Architekten (Rossi) und einen Filmschauspieler (Mitchum), die alle in diesem Jahr gestorben sind.

Auf jede dieser Personen wird noch ein zweitesmal in der Ausstellung verwiesen. Ihre vormals in Zeitungen abgedruckten Todesanzeigen erscheinen nun vergrößert und ausschnitthaft auf insgesamt fünf Blättern, die wie der Brief eine besondere Form besitzen. Die Buchstaben sind mit Bleistift gezeichnet und die Schrift seitlich angeordnet, so daß die übereinandergehängten Zeichnungen in ihrem Zentrum als Aussparung die Form einer weißen Säule entstehen lassen.

Die Zusammengehörigkeit von Bodenbelag und Zeichnungen wird nicht allein geschaffen durch den letzten Satz des Briefes "Was nun? Ich denke, ich werde eine neue Zeichenzeitserie beginnen", sondern ebenfalls durch den korrespondierenden Gebrauch von Schwarz und Weiß sowie den von Positiv- und Negativformen. Säule und Boden, Vertikale und Horizontale stehen wie auch die reduzierte Farbigkeit als Antipoden symbolisch für Leben und Tod.

Ruppersberg beschwört dabei jedoch keine Morbidität. Durch den hohen Zeitaufwand des Zeichnens wird der Faktor Zeit eingeführt, eine meßbare Dimension, die für die Endlichkeit und damit für das Leben steht. Das Zeichnen Ruppersbergs ist ebenfalls eine Hommage an die genannten Personen, die in ihrer subjektiven Auswahl aber auch auf den Künstler zurückverweisen. Durch die investierte Zeit des Zeichnens konnte er sich ihren Geist gleichsam aneignen, so daß sie auch durch seine Kunst über ihren Tod hinaus leben.

Als letztes Element schließlich erscheint die Serie der "Poster Objects", die bereits von 1988 stammt, aber hier in einen neuen Kontext überführt wird. Diese 26 "Poster Objects" sind in auffälligen Farben auf Träger aus natürlichen Stoffen wie Glas und Stahl gedruckt. Ihre Botschaft "What should I do?", "Why do we fail" oder "Where should I go?" wendet sich unmittelbar an den Betrachter. Die grundsätzliche Bedeutung dieser Fragen wie auch die Natürlichkeit ihrer Materialität verweisen auf das Leben. Gleichzeitig auf dem Boden stehend und an die Wand gelehnt, bilden sie eine Verklammerung zwischen Horizontaler und Vertikaler.

Mit dem Thema dieser Ausstellung schließt Ruppersberg sowohl formal als auch inhaltlich an frühere Arbeiten an. Immer wieder greift der seit den späten 60er Jahren arbeitende Künstler auf das Thema Zeit, Leben und Tod zurück. Zu seinen bevorzugten Medien gehören Wort und Schrift.

Fotos: Katrin Schilling