30.08.–08.10.1997

Wand vor Wand, Wand hinter Wand, Gang im Raum, Raum im Raum, Wand vor Boden, Boden über Boden, Decke unter Decke, Blei um Raum, Blei im Boden, Licht im Raum, Kubus vor Wand, roter Stein hinter Raum, schwarzer Stein in Wand, Wandteil vor Wand, Wandteil unter Decke - viele Arbeiten von Gregor Schneider (*1969 in Rheydt) lassen sich so einfach beschreiben, wie er es selbst in einer Werkliste einmal getan hat.

Seit nunmehr 12 Jahren baut Gregor Schneider in ein unauffälliges Haus unbestimmten Alters in Mönchengladbach-Rheydt, das er bewohnt, Wände vor Wände und Räume in bestehende Räume. Die Vielzahl der Schalen und die ungeheure Masse, die sich das Haus im Laufe der Jahre einverleibt hat, haben zur Folge, daß selbst der Künstler die ursprüngliche Gestalt nicht mehr rekonstruieren könnte, ohne das Haus zu zerstören. Zu den letzten Schichten kommt keiner mehr, es sei denn das Haus würde zerstört (G.S.) Es gibt verdeckte Einbauten; einen Raum, der sich langsam um sich selbst dreht und Räume, die mit Blei und schalldämpfenden Materialien isoliert sind; ein Ventilator erzeugt den Luftzug der Gardine und Schweinwerfer lassen den Eindruck von Tageslicht entstehen. Es mag sein, daß man dieses Haus nach einem Besuch nichts wissend und nichts ahnend verläßt. Die Irritation bleibt an der Oberfläche. Wir akzeptieren den Raum, in dem wir sind (G.S.).

Jedoch: Hinterlassen auch nicht-sichtbare Verschiebungen und räumliche Über-lagerungen eine Wirkung, verändern sie unsere Stimmung oder unser Verhalten?

Auf der Suche nach Orten, die aufgeladen sind mit Energien eines vergangenen Ereignisses, ist Gregor Schneider immer wieder der Frage nachgegangen, inwiefern diese Strahlung empfunden, erinnert, vermutet oder vorgestellt werden kann. Dabei ist keine Wahrnehmungsweise ausgeschlossen. Die Begriffe Sichtbar und Unsichtbar spielen gar keine so große Rolle, vielmehr bewußte und unbewußte Wahrnehmung, Erkennen und Nicht-Erkennen (G.S.).

Für die Ausstellung im Portikus wird Gregor Schneider das erste Stockwerk seines Hauses in Rheydt abtragen und in der Kunsthalle errichten. Durch die Verpflanzung der Kunstwerke bzw. Lebensräume in eine Kunsthalle verschärft sich die Frage nach dem Status der Arbeit. Wie beeinflußt der Transport/die Ortsveränderung das Werk?

Ausstellen ist immer ein Abtöten der Arbeiten. Wir scheitern alle an unseren Ansprüchen. Nach der Ausstellung bin ich wieder allein. Dann fange ich mit der Arbeit wieder von vorn an (G.S.).