12.04.–08.06.1997

Auf die Frage an den Künstler, warum er sich für das Medium Film als Ausdrucksform entschieden habe, antwortete Steve McQueen unlängst, daß ihn die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit anderen reize, wie auch "...die Tatsache, daß Film (sich) bewegt - physisch und emotional. Film ist viel dynamischer als andere Kunstformen".

Die Idee der Veränderung in Raum und Zeit, die das Medium Film birgt, als auch die Involvierung des Betrachters in die raumfüllenden Projektionen - Steve McQueen nutzt die Wände in ihren maximalen Höhen- und Breitendimensionen als Projektionsfläche - hat der junge Künstler (geb. 1969, London) in bislang vier Werken umgesetzt. "Bear" (1993), 1995 zum ersten Mal öffentlich gezeigt, ist der erste Teil einer Trilogie, die mit "Five Easy Pieces" (1995) und "Stage" (1996) eine Fortsetzung fand. "Just Above my Head" (1996) ist die bislang jüngste, und in der Reduktion der filmischen Handlung zugleich radikalste Arbeit.

So unterschiedlich die filmischen Werke hinsichtlich Erzählstruktur, Tempo, Rhythmus, Blickwinkel etc. auch zunächst erscheinen mögen, allen ist doch zweierlei gemeinsam: Sie sind schwarz/weiß und ohne Ton. Dies ist nicht als historisierende Strategie, als Rückgriff auf die frühe Geschichte des Films zu interpretieren. Steve McQueen hat den Gebrauch von Farbe für sich nicht ausgeschlossen, sondern verstand die bisherige Konzentration auf schwarz/weiß vielmehr als Mittel, so direkt als möglich zu arbeiten, ohne die Ablenkung, die der Gebrauch von Farbe mit sich bringen könnte. In Steve McQueens Werken herrscht - im Gegensatz zu Stummfilmen, die immer von Musik begleitet wurden - wirkliches Schweigen. Der Künstler selbst beschreibt die außergewöhnliche Suggestivkraft der Stille folgendermaßen: "Die ganze Idee einer stillen Erfahrung liegt darin, daß Menschen beim Betreten des Raumes ihrer selbst, ihres eigenen Atmens bewußt werden. Ich finde es schwierig, in dem Raum zu atmen. Es scheint dort keinen Sauerstoff zu geben. Ich will Menschen in Situationen bringen, in denen sie aufmerksam werden auf sich selbst beim Betrachten des Werkes."

Die Einzelausstellung von Steve McQueen im Portikus Frankfurt ist die erste in Deutschland und die zweite weltweit.

Foto: Katrin Schilling