30.11.1996–23.01.1997

"Ende November diesen Jahres sollen für die Ausstellung # 76 verschiedene Veränderungen in und um den Portikus vorgenommen werden. Im Rahmen dieses Vorhabens möchten wir Sie um Ihre Vorschläge bitten," so beginnt ein im Portikus ausgelegtes Schreiben des Künstlers Tobias Rehberger an die Besucher der beiden vorangegangenen Portikus-Ausstellungen (# 74 Esko Männikkö, # 75 Semikolon). Empfehlungen und Veränderungsvorschläge die Architektur und Infrastruktur des Portikus betreffend (Außenanlage, Fassade, Oberlicht, Boden, Bücherraum, Aufsichtspersonal, Einrichtungsgegenstände etc.) dienen als Grundlage für Tobias Rehbergers künstlerische Vorgehensweise. Nur Vorschläge mit einem praktisch-funktionalen Hintergrund werden realisiert; ästhetische "Verschönerungs"- vorschläge dagegen nicht umgesetzt - geht es doch nicht um eine Annäherung im Sinne einer ästhetischen Wertung ("dieses ist schöner als jenes"), sondern um den Funktions-und Produktionszusammenhang von Besucher - Künstler - Objekt. Die formal-ästhetische Umsetzung obliegt dem Künstler.

Beispielsweise wünschte sich ein Besucher, er könne seine Schritte auf dem Boden der Ausstellungshalle hören. Über den Linoleumboden des Portikus, der sämtliche Geräusche dämpft, wird nun für die Zeit der Ausstellung ein grüner Holzboden eingezogen, der die gesamte Bodenfläche bedeckt und auf dem Schritte und andere Geräusche widerhallen. Ein weiterer Besucher schlug vor, eine Sitzgelegenheit im Ausstellungsraum anzubringen. Rehberger hat hierfür fahrbare Hocker geschaffen, die mit farbigen Kordeln beklebt wie das musterliebende Design der 70-er Jahre anmuten. Die Grenze zwischen dem, was wir als autonome Skulptur an- und als funktionalen Gegenstand übersehen, ist nicht mehr klar zu ziehen. Tobias Rehberger irritiert eingefahrene Wahrnehmungsstrukturen und gibt so den Blick frei auf überraschend andere, neue Verbindungen.

Tobias Rehberger wurde 1966 in Esslingen am Neckar geboren und studierte an der Städelschule bei Thomas Bayrle und Martin Kippenberger. Er lebt und arbeitet in Frankfurt am Main.

Fotos: Katrin Schilling