25.05.–21.07.1996
Die heute in Berlin lebende Künstlerin Ulrike Grossarth (*1952) hat sich in bildnerischen und plastischen Werken, in Tänzen und Solostücken, in Videofilmen und Grafiken, in Performances und Seminaren, immer wieder grundlegenden Fragen nach dem Körper und dem Raum, nach dem Verhältnis von materiellem Umfeld und dem handelnden Menschen gestellt. Begonnen hat Ulrike Grossarth mit einem Tanzstudium (1969-75) u.a. an der Folkwangschule Essen und der Paluccaschule Dresden. Diese "intensive Auseinandersetzung mit Kulturtechniken" (U.G.) mündete in die Entwicklung einer Methode: "Der Körper als Organ des Denkens und Handelns" und deren Umsetzung in Performances und Solostücken, Tänzen und Aktionen, sowie deren Vermittlung in Seminaren.
Die bildnerischen und plastischen Werke, anfänglich eher zur Klärung ihres Arbeitsansatzes gedacht, nehmen heute eine zentrale Rolle in Grossarths Schaffen ein. Dem forschenden, fragenden Charakter von Grossarths Werk gemäß, kann man auch die Installation "Bau 8/Reste vom Mehrwert" - ein Aufbau mit Gegenständen, Bildprojektionen, Projektionslicht und Tischen - die im Portikus Frankfurt erstmalig zu sehen ist, als eine Versuchsanordnung verstehen, eben auch als ein vielschichtiges "Wahrnehmungs- und Handlungsmodell" (U.G.), das den Betrachter einbezieht und fordert. Ausgehend von einfachen Materialien wie Tischen, Projektoren, Glasscheiben, Warenartikeln und Gipsformen, arbeitet Ulrike Grossarth an einer plastischen Methode, die eine Art "Selbstaufbau" ermöglicht, d.h. Wesentliches am Gestaltungsmaterial freisetzt und verschieden dynamisiert. Unsere traditionelle Auffassung von der Unterscheidbarkeit Raum/Gegenstand wird hier zur Disposition gestellt:
"...[ich] versuche die Gegenstände so zu platzieren, daß genau die Indifferenz zwischen Abstand und Abstandslosigkeit passiert, also, daß es nicht recht möglich ist, Bedeutungszusammenhänge herzustellen, die auch funktionieren, sowohl im Alltagsgebrauch als auch in der Zuordnung in ein Kunstsystem. Ich will erst mal einen Bereich schaffen, in dem die Vorstellungsweise keine materielle Entsprechung hat (...) das ist für mich eine Art Entlastung, um physisch einen Raum aufschließen zu können, den es so noch nicht gibt..." (Grossarth, 1994)
Fotos: Katrin Schilling