22.04.–28.05.1995

Der Portikus Frankfurt am Main zeigt einen neuen Werkkomplex von Christa Näher. Die Ausstellung umfaßt Werke, die in den letzten Monaten entstanden sind: großformatige Arbeiten auf Leinwand, Fotografien, Siebdrucke, kleinformatige Arbeiten auf Papier. Die an der Städelschule in Frankfurt lehrende und in Köln lebende Künstlerin wurde Mitte der 80-er Jahre bekannt durch eine dunkeltonige Malerei wiederkehrender Sujets, insbesondere von Tieren, Mensch-Tier-Mischwesen und Landschaften. Das Bild "Der Schacht" (1985-89), an dem Christa Näher 3 Jahre gemalt hat, markierte eine neue Werkphase, in der die Darstellung von Räumen als eigenständiges Thema in der Malerei an Bedeutung gewann.

Oftmals ist Christa Nähers Werk, veranlaßt durch die Dunkeltonigkeit und atmosphärische Dramatik ihrer Bilder, sowie durch die Wahl mythisch-phantastischer Motive in einem engen Bezug zum Unterbewußten und Traumhaften gesehen worden.

Die Ausstellung im Portikus verdeutlicht nun eine neue Dimension auf dem künstlerischen Weg Christa Nähers. Der "white cube" des Portikus wird anhand eingezogener Wände und Kammern aus Stoff mit diversen Öffnungen, Durchblicken und Absperrungen transformiert. Christa Näher schafft damit einen "Raum im Raum", bei dem die reale Raumstruktur und der imaginäre Raum ihrer Bildfindungen aufeinandertreffen. Es geht dabei nicht um eine Abbildung von Wirklichkeit oder eine naiv-illustrative Übertragung von visionären Bildräumen in den realen Ausstellungsraum, sondern um das Zusammen- und Gegenspiel von Innen- und Außenräumen.

Die Sequenz von zahlreichen Schwarz-Weiß-Fotografien im Ausstellungskatalog macht deutlich, daß Christa Näher, über ihre Bilder und die Ausstellungssituation im Portikus hinaus, konsequent diesem Thema nachspürt.

Fotos: Katrin Schilling