08.10.–20.11.1994

"Per Kirkeby hat das beste Bild dieser documenta gemalt" (J.-C.Ammann anläßlich der documenta 1992). Interessant ist seine lange Karriere als Filmemacher, Essayist und Bildhauer zu verstehen. Seit 1988 ist er Professor an der Städelschule. Die große Ausstellung im Städelmuseum 1990 zeigte in Frankfurt die Bandbreite seiner bildnerischen Arbeit.

Für die Portikus-Ausstellung hat Per Kirkeby in den letzten zwei, drei Jahren malerisch/zeichnerische Arbeiten auf 230 cm hohem Papier im Hinblick auf das Maß des Portikus erarbeitet: "Ich wollte eine `Gattung', die keine Malerei in Grautönen oder eine aufgeblasene Zeichnung war, ohne die reproduktive Repräsentanz der Monotypien. Sondern Bilder wie `Manifeste', Prinzip-Überlegungen, aber tatsächlich ohne `sprachliche' Eindeutigkeit". "Das war ein jahrelanger Prozeß, eine lange Anlaufzeit, ausgehend von dem festgelegten Grundkonzept, die entstehenden Zeichnungen zu verschärfen und immer `eindeutiger' zu machen." (Per Kirkeby zur Portikus-Ausstellung)

Es soll eine Kapelle entstehen: Längs der Mitte des Portikus-Containers wird eine überlange Ziegelstein-Skulptur gemauert, die an eine Sitzbank erinnert und zur Ruhe einlädt. Im vorderen Teil, durch eine Sichtwand abgeteilt, sind in Vitrinen Künstlerbücher von Per Kirkeby ausgelegt. Die Ausstellung findet zur Buchmesse statt.

Der dänische Künstler (geboren 1938 in Kopenhagen) arbeitet an Motiven, die er zum Teil schon vor Jahren gesammelt hat und immer wieder zum Anlaß und zum Beginn seiner Malerei macht. Per Kirkeby, als diplomierter Geologe und Vielgereister, geht von Erinnerungen an Landschaften, Stilleben, Architekturen und Figuren aus. "Die Begrenzung gibt alles vor" und "man kann sich über alle Begrenzungen hinausmalen". Das heißt, in der malerischen Sprengung des Motives erweißt sich letztlich die gegenwärtige `wirkliche' Version des Motivs. (Per Kirkeby, 1986)

Stofflichkeit und Figuration bilden Übergänge, die in seinen Arbeiten auf Papier transparenter erscheinen, als in den pastos gemalten Bildern auf Leinwand. Die Technik der Skizze legt die Vorgehensweise offen. Hier läßt sich erkennen, daß graphisch inspirierte Strukturen die Vielschichtigkeit seiner Malerei erweitern. Die organisch ausgeschriebene Handschrift setzt Kompositionen und Assoziationen frei.

Die figurativen Anklänge basieren auf "synthetischen Erinnerungen, als Anleitungen im Malprozeß". (Per Kirkeby)

Seine Bronze- und Ziegelsteinskulpturen sind räumliche Projektionen dieser aufgearbeiteten Erinnerungen. Die Sitzbank-Skulptur im Portikus, wie die Ziegelsteinarbeiten bei Per Kirkeby generell, verkörpert Architektur und Stimmungsraum.

Foto: Katrin Schilling