20.08.–22.08.1994

Die Ausstellung mit 8 Bildern ist kurzfristig für vier Tage in Frankfurt, weil sie, entstanden im selben Jahr, bald danach in New York gezeigt wird und sich dadurch eine solche Ausstellungsgelegenheit in Europa nicht mehr ergeben wird. So ergibt sich eine Premiere der Bilder in Frankfurt.

Der zweite Grund für die spontane Einschiebung dieser Ausstellung ist Luc Tuymans Wunsch, genau diese Bilder in genau diesem konzentrierten Raumcontainer des Portikus zu erleben.

Die Ausstellung im Portikus lebt von der klaren Einsicht, daß sie so und jetzt gemacht werden muß.

Aus eigener Erfahrung weiß Luc Tuymans um die eventuell nur spärlichen Besucherzahlen bei Ausstellungen, die so kurz und so kurzfristig, quasi nur einer inneren Logik folgend, entschieden werden - und das auch noch in dieser hochsommerlichen Urlaubszeit. Wichtig ist ihm die mögliche Intensitat bei solch einem, nicht abgesicherten Projekt - "...mit einer Institution auf uninstitutionelle Weise umzugehen...".

Der Künstler Luc Tuymans kennt die puristische Raumatmosphäre, die der Portikus bietet. Als sehr intensiv nahm er die gemeinsame Aufbauzeit der Themen- und Gruppenausstellung "Menschenwelt" wahr, die der damalige Kurator und heutige Direktor des Württembergischen Kunstvereins, Dr. Martin Hentschel, zur ähnlichen Zeit im letzten Jahr gemeinsam mit den beteiligten Künstlern im Portikus einrichtete.

Luc Tuymans, 1958 in Antwerpen geboren, ist auch nach seinem Akademiestudium in Antwerpen weiter bis heute dort tätig. Die erste Einzelausstellung hatte er 1984 in dem Schwimmbad Thermae Palace in Ostende. Sie dauerte tatsächlich nur einen Tag und wurde nur von den Eltern und ein paar Bekannten des Künstlers gesehen. Wichtig damals, wie jetzt im Portikus, war ihm die Distanz bei der Betrachtung der eigenen Arbeit, die der ausgewählte Ort ermöglichte.Außer durch seine folgenden Einzelausstellungen, zum Beispiel 1993 im Museum Haus Lange in Krefeld mit einem 50 Bilder umfassenden Werküberblick, wurde Luc Tuymans einem weiteren Publikum auf der documenta IX bekannt.

Luc Tuymans Bilder sind zurückgenommen in ihrer Farbigkeit und in den Formaten. Der Eindruck, den diese Malerei macht, wie die Größe der Bilder, ist trügerisch.

In den wie beiläufig gemacht wirkenden Gemälden erkennt man auf Pinselstriche abstrahierte Raum-Architekturen, Fragmente von Figuren, architektonische Details des häuslichen Bereiches. Die fahle Farbigkeit und der durchaus uneinheitliche Stil der Malerei erwecken Erinnerungen, wie an das seltsam wichtige Detail eines Traums oder die unerreichbare Wichtigkeit eines tief verwurzelten Kindheitsbildes. Trügerisch, wie diese Malerei, ist es, diese Details und Bilder - Unabwägbarkeiten des Alltags - ins Bild zu bekommen. Hier geht es nicht um Malerei als Malerei, sondern um den ins Bild gebrachten Verlust oder die Infragestellung der Möglichkeit, sich überhaupt ein Bild von den Dingen, Situationen und Themen zu machen. Nur die Malerei, als Mittel, kann die Unmöglichkeiten von Thema und Anspruch aufzeigen. Die Malerei hat viel mit einer verhaltenen Trauer zu tun."...All dies, wie auch die Bedeutung der Arbeiten - der Titel "Superstition" ("der Aberglaube") läßt das ahnen - in Verbindung zu bringen mit der fassadenhaften Eigenart des Portikus, hat mich überzeugt diese Ausstellung durchzuführen..."

Fotos: Katrin Schilling