02.10.–14.11.1993

Lothar Baumgarten, 1944 in Rheinsberg geboren und in Düsseldorf lebend, hat schon zu Anfang der siebziger Jahre eine Anzahl situativer künstlerischer Arbeiten gezeigt; Arbeiten, die in einem bestimmten Kontext für eine begrenzte Dauer anwesend waren, und die nunmehr nur noch über die Fotografie zugänglich sind. Diese besondere Werkmodalität hat Baumgarten bis heute weiterverfolgt. Dafür stehen etwa seine Arbeiten Entenschlaf (Der große Metaphysiker) und Entenschlaf (Wegwurf) anläßlich der Documenta IX 1992, sowie seine diesjährig entstandene Wandmalerei America Invention im Guggenheim Museum, New York, ein.

Mit der Ausstellung von Lothar Baumgarten setzt der Portikus seine Reihe besonderer Präsentationen parallel zur Buchmesse fort.

Der Künstler wird den thematischen Rahmen allerdings weiter spannen: Die Arbeit bezieht sich auf den Portikus als Relikt der ehemaligen Stadtbibliothek Frankfurt, die 1820-25 durch Johann Friedrich Christian Heß erbaut wurde. "Die Bibliothek, ein Ort, an dem Wissen gespeichert und aufbewahrt wurde und wird", so äußert Baumgarten, "wird zum Ort der Reflexion über sich stetig wandelnde Sprachgewohnheiten, über die `Wildnis' der Begriffe und die Destruktion ihrer unspezifischen Bedeutungen." In Form von Wandmalereien soll ein Spannungsbogen aufgebaut werden: er markiert den Hiatus zwischen signifikanten Namen aus Fauna und Flora, die für die topographisch bestimmte Gegend der ehemaligen Stadtbibliothek einstehen, und den oft unübersetzbaren Ablagerungen eines gedankenlosen bis zynischen Sprachgebrauchs, der gegenwärtig unsere politische Kultur bestimmt. Der Portikus wird somit zur Zeit der Buchmesse zu einem Ort des Diskurses, der den Einfluß des Sprachgebrauchs auf das Klima in einer Gesellschaft mit spezifischem Hintergrund untersucht.

Fotos: Katrin Schilling