14.08.–26.09.1993

Eine Vielzahl jüngerer Künstler und Künstlerinnen war und ist in den letzten Jahren damit beschäftigt, Themen zu erarbeiten, die sich durch ihre Beziehung zur Welt gelebter Erfahrungen auszeichnen. Davon mag etwa die anhaltende Diskussion um Skulptur im öffentlichen Raum einen Eindruck zu vermitteln. Doch diese Auseinandersetzung greift noch weiter aus; sie zeigt sich auch an Werken, die der geschlossenen Räume der Galerien und Museen bedürfen. Es läßt sich ein durchaus vielfältiger Rekurs auf die greifbare Dingwelt beobachten, Dinge, die der subjektiven Erfahrung zugänglich sind oder durch die Werke zugänglich gemacht werden. Dabei spielen die jeweilige Lebensgeschichte des Künstlers, seine Erinnerung bis in die frühe Kindheit hinein, der Wechsel der Perspektivität, die sich mit wachsender Erfahrung einstellte, eine große Rolle.

Künstlerische Arbeit unter diesem Aspekt bedeutet somit vielfach Rekonstruktion, aber auch Konstitution von Erfahrung. Einer Kindheitserinnerung nachgehen, das kann heißen, die Maßstäbe der technisch und funktional organisierten Welt umzustülpen, Marginales ins Zentrum zu rücken, an einen Lebensnerv zu rühren, der längst im Getriebe einer zusehends abstrakten und abgeleiteten Kommunikation verschüttet gelaubt war.

Die Ausstellung "Menschenwelt (Interieur)" bringt acht jüngere Künstler zusammen, die seit geraumer Zeit wissentlich oder auch unbewußt an ähnlich gelagerten Themen arbeiten. Es sind:

Michael Bach, Düsseldorf (Malerei)
Gisela Bullacher, Hamburg (Photographie)
Maureen Connor, New York (Skulptur)
Andreas Exner, Frankfurt (Skulptur, Installation)
Martin Honert, Düsseldorf (Skulptur)
Hermann Pitz, Düsseldorf (Skulptur, Installation)
Wolfgang Schlegel, Düsseldorf (Skulptur)
Luc Tuymans, Antwerpen (Malerei)

Der Terminus "Menschenwelt" ist als poetische Variante zum philosophischen Begriff "Lebenswelt" (Husserl) zu verstehen; die Metapher hebt auf das Verhältnis von Menschen und den in ihrer Dingwelt veräußerlichten Bewußtseinshorizonten ab. Der Untertitel "Interieur" zielt darauf, die einzelnen Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sein werden, so aufeinander abzustimmen, daß sie gegenseitig aufeinander verweisen. Bestenfalls entsteht dabei der Eindruck eines fremdartigen, vielschichtig orientierten Interieurs.

Interieur meint darüber hinaus die spezifischen Modalitäten, sich in der Welt einzurichten, bezieht sich also auf die innere Dimension des Ausstellungskontextes.

Fotos: Katrin Schilling