28.11.1992–03.01.1993

Spätestens seit der diesjährigen Documenta ist die in Köln lebende Künstlerin Isa Genzken (Jahrgang 1948) auch einem breiteren Publikum im Gedächtnis geblieben. Dabei war es nach der Documenta 7, 1982, bereits ihre zweite Teilnahme an dem wohl nach wie vor wichtigsten internationalen Kunstereignis. Über ihre autonomen, vorwiegend skulpturalen Arbeiten hinaus hat Genzken in den letzten Jahren auch eine Reihe von Skulpturen im öffentlichen Raum realisieren können, seien es temporäre Arbeiten, wie das Doppeltor ("ABC") im Rahmen der Ausstellung "Skulptur - Projekte in Münster 1987" oder Dauerinstallationen, wie ihr jüngst auf dem Vorplatz der Bielefelder Stadthalle errichteter, gigantischer "Spiegel" (1992).

Dennoch hat es die Kritik nicht einfach gehabt, ihr Werk, das nunmehr eine Zeitspanne von gut fünfzehn Jahren übergreift, adäquat zu rezipieren. So scheint sich vorderhand betrachtet zwischen ihren Arbeiten aus den frühen achtziger Jahren, jenen langgestreckten Ellipsoiden und Hyperbolos, die exakter mathematischer Berechnung entsprangen und beinahe eine Art industrieller Ästhetik vorgaben, und den heutigen architekturnahen Skulpturen, die sich gleichermaßen konstruktiv als auch ruinös geben, ein eklatanter Bruch aufzutun.

Erst wer das ambivalente Spiel zwischen Offenheit und Geschlossenheit, zwischen Strenge und Fragilität, wer den perpetuierten Einsatz der Geometrie als Organon ihrer künstlerischen Auseinandersetzung mit Plastik und plastischem Raum erkennt, der wird jene scheinbar so heterogenen Werkgruppen zusammenbringen.

Ein wichtiges Moment kristallisiert sich allerdings in ihren jüngeren Arbeiten zusehends heraus, etwas, was bei den frühen Arbeiten noch keineswegs thematisch und wohl durch einschneidende persönliche Erfahrungen mitbedingt ist: die Bezogenheit ihrer Skulpturen auf den Betrachter, und - noch weiter gefaßt - auf den menschlichen Körper und seine Proportionen. Von hier aus erschließt sich die Metaphorik des von ihr gewählten Ausstellungstitels.

Vom Portikus Frankfurt organisiert, ist die Ausstellung Isa Genzken die zweite Station einer auf vier Ausstellungsorte (Chicago, Frankfurt, Brüssel, München) konzipierten Tournee, die von Ort zu Ort verschiedenen Charakter hat. In Frankfurt, wo die Künstlerin bis vor kurzem ein Jahr lang als Gastdozentin an der Städelschule tätig war, wird Genzken eine Werkschau von ca. 29 Arbeiten präsentieren, die von 1980 bis 1992 reichen.

Fotos: Katrin Schilling