08.08.–30.08.1992

Leni Hoffmann (Jahrgang 1962), die in Nürnberg lebt und arbeitet und im internationalen Ausstellungsgeschehen noch gänzlich unbekannt ist, gehört sicherlich zu den interessantesten Neuentdeckungen der jüngeren Künstlergeneration.

Sie arbeitet mit einem Material, das in der traditionellen Bildhauerei verpönt ist, setzt es doch dem Formwillen des Künstlers kaum Widerstand entgegen. Am Widerstand des Materials aber ließ sich die Entschiedenheit des gestalterischen Eingriffs ermessen. Knetgummi, wie Leni Hoffmann es benutzt, eignet zum anderen der Status der Vorläufigkeit, wie ungebranntem Ton auch. Deshalb war es bislang Kinderhänden vorbehalten, von denen man nichts Bleibendes erwartete.

Es gehört zu den ureigenen Leistungen Leni Hoffmanns, dieses Material gerade für temporäre Rauminstallationen virulent und auf ungewöhnliche Weise nutzbar gemacht zu haben. Im Rahmen ihres Stipendiums an der Cité Internationale des Arts, Paris 1990, erarbeitete sie für die Spiegelflächen einer Pariser Bar eine reliefartige Installation mit blauer Knete, welche die rasterartige Gliederung der Spiegel ornamental besetzte. Es entstand ein alternierender Rapport aus räumlich und flächig wirksamen Kompartimenten, die das Ambiente einer gänzlich neuen Wahrnehmung zugänglich machten.

Wie sensibel die Künstlerin auf gegebene Situationen reagiert und sie eingreifend transformiert, zeigte sich auch etwa an der Arbeit "Chasse d'Eau" (1991) in der Stadtsparkasse Nürnberg, wo sie aus vorhandenen Stellwänden eine Art Nische für Bankkunden schuf, die den Nischenräumen der Kassenbediensteten parallelisiert war. Die Modalitäten der gegebenen Innenarchitektur wurde dadurch sowohl potenziert als auch ironisiert.

In einer Galerie in Vevey, Schweiz, ließ sich die Künstlerin von den unterschiedlichen Fußbodenmustern der Örtlichkeit zu einer Installation blauer und ockerner Karrees anregen, die den Boden raumgreifend bedeckten. In diese Arbeit, betitelt "Himmel und Äad"(1991), wurden die realen Veränderungen, die sich durch das Betreten im Laufe der Ausstellung ergaben, konzeptuell einbezogen. So war der Besucher nicht allein Betrachter eines temporär installierten Bodenornaments, sondern an den Veränderungen der künstlerischen Form aktiv beteiligt. Die Bodenskulptur zeichnete solchermaßen die Aktivitäten ihrer Benutzer selbst auf.

An diese Arbeit schließt Leni Hoffmanns Installation "MANNA" im Portikus Frankfurt an: Im Innenraum wird die Künstlerin eine zweiteilige boden- und wandbezogene Arbeit installieren, unter denen die architektonischen Bedingungen des Raumes selbst thematisch werden. Darüber hinaus wird auch die unmittelbare äußere Umgebung des Portikus einbezogen, indem in den Straßenbelag Fräsungen eingebracht werden, die wiederum mit farbigem Knetgummi ausgefüllt werden. Innen- und Außenraum werden dadurch miteinander korrespondieren, daß die Türen des Portikus während der Öffnungszeiten durchgehend ausgehängt sein werden.

Fotos: Katrin Schilling