22.11.1991–05.01.1992

Die Verleihung des Reinhold Kurth-Kunstpreises der Frankfurter Sparkasse für 1990 an Gerhard Wittner ist, nach der Ausstellung mit Nicole van den Plas im vergangenen Jahr, zum zweiten Mal der Anlaß, den Preisträger im Portikus zu präsentieren.

Gerhard Wittner, am 23. September 1926 in Heidelberg geboren, lebt seit seiner Jugend in Frankfurt. Er studierte an der Städelschule bei Wilhelm Heise und Albert Burkart sowie an der Akademie der Bildenden Künste in München bei Xaver Fuhr.

Seit Ende der 50er Jahre entwickelt Gerhard Wittner eine Malerei, die auf die Wahrnehmung der Farbe und ihre Erfahrung im Bild ausgerichtet ist. Die Betonung des materiellen Charakters der Farbe, die sich in zwei frühen Werkgruppen mit breit aufgetragenen, kontrolliert-gestischen Farbbahnen zeigt, beruhigte sich Anfang der 60er Jahre. Dieser Klärungsprozeß zugunsten einer Reduzierung der Farbe und einfacher, geometrischer Bildstrukturen vollzog sich in einem relativ überschaubaren Zeitraum weniger Jahre, verlief jedoch mit einer Folgerichtigkeit, die sich in der Rückschau als eine beinahe zwangsläufige Entwicklung darstellt.

Ab Mitte der 60er Jahre radikalisiert Wittner seine Bildsprache durch eine Konzentration auf helle Grau-Töne. Dabei stehen die Wechselwirkungen der Farben im Zentrum seines Interesses, deren subtile Ton- und Helligkeitsabstufungen durch die Bevorzugung ruhiger, relativ kleiner Bildformate gesteigert wird. Wittners Malerei liegt keine konzeptuelle Denkweise im Sinne einer systematischen Untersuchung von Farb/Form-Relationen zugrunde. Vielmehr geht es ihm um eine Intensivierung des Wahrnehmungsprozesses, der den Betrachter in die Lage versetzt, die im Bild wirksamen Spannungen zu enthüllen. "Mich interessiert das Schwingende, Immaterielle, die Instabilität, die Bewegung, das Bewegende, die Loslösung linearer Bezüge, das Zueinander der Farben, das Atmen der Farben."

In der Ausstellung werden Bilder aus den Jahren 1989-1991 zu sehen sein, in denen Wittner das für ihn neue Moment kontinuierlicher, zum Teil weicher Verzahnungen von Farbflächen im Sinne einer Untersuchung der Wechselbeziehungen ihrer trennenden und verbindenden Anschauungsgegebenheiten aufruft.

Fotos: Katrin Schilling