20.07.–18.08.1991

Die Ausstellung dokumentiert einen Zeitraum von mehr als 10 Jahren, in denen sich Chéri Samba (geb. am 30. Dezember 1956) über die Grenzen seines Heimatlandes Zaire hinaus als ein wichtiger Repräsentant zeitgenössischer schwarzafrikanischer Kunst etabliert hat.

Mit dieser ersten umfassenden Präsentation der Malerei Chéri Sambas in Deutschland trägt der Portikus darüber hinaus auch der Tatsache Rechnung, daß die zeitgenössische Kunst Afrikas und Südamerikas - um nur zwei Beispiele zu nennen - in den vergangenen Jahren immer stärker in das Blickfeld der internationalen Kunstwelt gerückt ist. Die 1989 von Jean-Hubert Martin organisierte Ausstellung "Magiciens de la terre" ist nur ein herausragendes Beispiel für dieses gewachsene Interesse, das sich endlich von den Vorurteilen zu lösen scheint, mit denen die Kunst der sogenannten "Dritte-Welt-Länder" belegt wurde.

Dabei handelt es sich insofern um ein bemerkenswertes Phänomen, als diese Vorurteile gegenüber der Kunst dieser Länder aus einer kritischen Haltung gegenüber der eigenen, d.h. westlichen Kolonialpolitik erwuchsen, die zu einer Kategorisierung führte, die die traditionelle, von westlichen Einflüssen freie Kunst gegenüber der zeitgenössischen, sich mit diesen auseinandersetzenden einseitig favorisierte. Eine solche a-historische Sichtweise blieb immer wieder in einer Vorliebe für das Ursprünglich-Exotische fremder Kulturen und in deren Einfluß auf die Entwicklung der Moderne befangen, während die aktuelle Kunstproduktion zeitgenössischer schwarzafrikanischer oder südamerikanischer Künstler nicht ernst genommen bzw. ignoriert wurde. Die Gründe für ein Umdenken in Richtung auf deren differenzierter Wahrnehmung sind zu vielfältig, um in diesem Zusammenhang diskutiert zu werden. Als ein grundsätzlicher Aspekt ist jedoch der nicht zu verleugnende Zustand der Stagnation der westlichen Kunstwelt zu nennen, der eine größere Offenheit gegenüber bislang vernachlässigten Bereichen befördert.

Chéri Sambas Malerei ist inhaltlich und formal geprägt durch die unmittelbare Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Realität Zaires in bezug auf seine persönliche Existenz als Künstler. Seine Bildwelt ist inhaltlich geprägt von den für viele junge Staaten Afrikas symptomatischen Konflikten, die sich aus der Konfrontation westlicher Zivilisation mit den eigenen, tiefwurzelnden Traditionen zwangsläufig ergeben haben und die auch nach dem Rückzug der einstigen Kolonialherren nicht überwunden sind. Diese politische Dimension seines Werkes ist aber auch kennzeichnend für seine bildnerische Praxis, die seine eigene künstlerische Basis als Schildermaler und Illustrator reflektiert. Ihre Grundlagen verschmilzt Samba in seinen narrativen Bildgestalten, die mit Texten und Sprechblasen versehen, ein Thema oft, mit der beißenden Ironie einer Gesellschaft-Satire veranschaulichen. In diesem Sinne äußern Sambas Bilder bei weitem keine Naivität gegenüber der Darstellung seiner Themen. Vielmehr offenbaren sie eine künstlerische Unbefangenheit, die eine Haltung verrät, der die Probleme der eigenen Situation durchaus bewußt sind.

Foto: Katrin Schilling