01.07.–03.09.2017

Eröffnung: 30.06.2017, 19h

Der Portikus freut sich, die Ausstellung Teaxths and Angeruage des britischen Künstlers Michael Dean zu präsentieren. Obgleich Skulptur zu den zentralen Medien des Bildhauers gehört, sind es Sprache und Text, welche den einzelnen Arbeiten und teils ganzen Ausstellungen zu Grunde liegen. Sprache als Fragment und Handlung, ähnlich einem Sprechakt, der nicht nur Aussage, sondern auch Handlung ist, übersetzt Michael Dean Textfragmente und Typographien in physische Erfahrungen. Seine Arbeiten, gefertigt aus einfachen Materialien wie Stahl und Beton, verweisen auf abstrakte Körper und orientieren sich demnach an körperlichen Proportionen aus dem Umfeld des Künstlers. Die unterschiedlichen Arbeiten Deans werden zu Platzhaltern für Figurationen, Gestik und Ausdruck. Immer wieder finden sich Abgüsse von Fäusten, überkreuzten Fingern oder Zungen in seinen Arbeiten, um so die menschliche Komponente der Werke mit den typographischen Eigenschaften zu kreuzen.

In seiner Ausstellung im Portikus geht es gleichermaßen um Text und Sprache wie um Installation und Repräsentation. Der Ausstellungstitel, Teaxths and Angeruage, setzt sich aus zwei Portmanteau-Wörter zusammen: Zum einen aus Text und Tod [engl. text and death] und zum anderen aus Wut und Sprache [engl. anger and language]. Der Titel selbst wird dabei zum Ausdruck der emotionalen Stärke der Arbeiten von Dean. Sprache als Ausdruck, zwei Wörter als Repräsentation von Verlust und Wut, mit dem Anspruch es in Text und Sprache auszudrücken. Den Ausstellungsraum des Portikus bespielt der Künstler mit großformatigen Gerüstkonstruktionen, die an der Empore lehnen und den physischen Raum enger erscheinen lassen. Gleichzeitig sind es offene Rahmen, die mit einem fast durchsichtigen Staubschutznetz bespannt sind und zu exemplarischen Seiten eines Buches im Raum werden, die nachträglich bearbeitet wurden.

Das Verfassen von Texten oder vielmehr die Verwendung von Sprache übersetzt Dean immer wieder in Künstlerbücher, die in der Vergangenheit Ausstellungen begleitet haben. Teilweise als eigenes Buch, teilweise als Element der Skulpturen und immer wieder auch als Material, die Skulpturen zu erweitern oder mit den einzelnen Seiten Formen zu schaffen. Im Portikus verwendet der Künstler nun Seiten aus all jenen Büchern, die über die letzte Jahre entstanden sind. Dazu gehören Bücher mit Textseiten und Bücher, die Symbole nutzen, um Ausdrücke darzustellen. Darunter finden sich Seiten aus einem Buch, das an ein Wörterbuch erinnert aber letztendlich nur die Buchstaben h und n verwendet:

Nnnnhhnnnnn hnn-hnhn ’n-nn, nn Nnnhhnnnn –nh, nhh hnhnnh
Nn nnn –nnhnnnhnh nnh nhhnnnhnn nhnh nh nhn nnnhn nn hnh
Nh Hnnnhnhn nn Hnnnnnh’n Nnnhnhn.

Oder ein Buch, das an ein Stück erinnert und sich lediglich aus den Buchstaben des Satzes I love you zusammensetzt:

LLLLL. Vey ouil?
MMMMMMM. Ove.
LLLL. You?
MMMMMMM. Il! O’v youi loveyo.
LLLLL. Uil’ov y ouil. Oveyo il ov eyo uilo.
MMMMMMM. V eyo ui lo.
LLLLL. V eyou il ov.

Und im Gegensatz oder gerade ergänzend die Stücke aus den Buchstaben des Ausdrucks You fuck you fucking:

KING FUCKY. Oufuc? Kin gyouf’u ckin gyoufu cking.
YO FUCKY. Oufu cking y?
OUF UCKYOU. Fuck, ingy ouf’ cky ou fucki?
NGYOUGU. Ckyo ufuckin G?
YOU FUCKYO. Ufu cking yo ufuc.

Michael Dean geht mit Sprache reduzierend um, ein Satz wird zur Nachricht eines ganzen Buches, codiert aber erkennbar. Einzelne Seiten reißt er aus den Büchern, faltet sie, verknüllt sie oder taucht sie in Druckertinte und bringt sie mit Kleber auf den weißen Netzen an. Ähnlich zu seinen Skulpturen generieren diese neuen Formen aus Buchseiten deformierte Buchstaben. Dabei geht es nicht um lesbare Wörter, sondern vielmehr um das sichtbare Vorhandensein von Möglichkeiten Ideen oder Wörter zu erkennen. Die Ausstellung Teaxts and Angeruage ist auch eine intime Sichtweise des Künstlers auf seinen eigenen Umgang mit Text und Form, ein Offenlegung von Privatem. Auf diese Weise schreibt er der Installation im Portikus persönliche Bedeutung zu und überlässt es dem Leser/Betrachter neue Bedeutungen oder Ideen zu generieren. Dean selbst nimmt sich zurück, während seine Arbeit zu einer typografischen und gleichzeitig bildhauerischen Beschäftigung mit sich selbst wird.

Fotos: Diana Pfammatter