29.04.–11.06.2017

Eröffnung: 28.04.2017, 19h

Portikus freut sich, die Ausstellung Slide show mit Sirah Foighel Brutmann und Eitan Efrat, Susanne Kriemann und Yutaka Sone zu präsentieren. Die Ausstellung bringt drei unterschiedliche Positionen und Generationen zusammen und konzentriert sich jeweils auf ein Medium, das historisch sein mag, jedoch in seiner Möglichkeit Narrative zu entwickeln und Themen zu verhandeln unverwechselbar ist. Wie der Ausstellungstitel suggeriert liegt der Fokus auf künstlerischen Arbeiten, die als Dia Projektion gezeigt werden, beziehungsweise sich mit der Präsentationsform von einzelnen Fotografien auseinandersetzen, entweder als Dia oder als Kontaktbogen.

Sirah Foighel Brutmann und Eitan Efrat kollaborieren schon seit einigen Jahren und schaffen audio-visuelle Arbeiten, die sich mit den performativen und narrativen Aspekten des bewegten Bildes beschäftigen. In Slide show zeigen die beiden Künstler, die in Brüssel leben und arbeiten, Printed Matter (2011), eine Video Arbeit, die als Rückpräsentation gezeigt wird und in diesem Sinne einen Leuchtkasten simuliert. Der Fokus der Arbeit liegt auf dem fotografischen Archiv André Brutmanns, Sirah Foighel Brutmanns Vater, der als ausländischer Pressefotograf in Israel und Palästina tätig war. Die Fotografien Brutmanns verhandeln die täglichen Nachrichten, u.a. den Israel-Palästina Konflikt, die Erste und Zweite Intifada, aber auch alltägliche, politische sowie soziale Ereignisse wurden abgelichtet und in Magazinen wie dem deutschen Spiegel oder dem amerikanischen TIME Magazin veröffentlicht.

In der ca. 30-minütigen Video-Arbeit werden in unregelmäßigen Abständen Kontaktabzüge auf einen Leuchtkasten gelegt, von denen jeder einer Filmrolle entspricht, die zwischen 1982 und 2002 entstanden ist. Kommentiert oder beschrieben werden die einzelnen Abbildungen von der Lebensgefährtin und Arbeitspartnerin Brutmanns.

Am Ende eines Arbeitstages, wenn noch Bilder auf der Filmrolle waren, fotografierte André Brutmann seine Familie. Neben Bildern von Demonstrationen und Aufständen, von politischen Ereignissen, aber auch u.a. von Mode-Schauen – dem täglichen Material eines Presse-Fotografen – finden wir heitere Familienbilder und berührende Portraits. Die Kindheit Sirah Foighel Brutmanns ist festgehalten, die Geburt des Bruders, wir sehen sie spielen und lernen die ganze Familie kennen. Die Stimme teilt mit uns Hintergrundwissen, das nur eine Zeitzeugin haben kann. Geschichte wird hier durch Bilder in der chronologischen Reihenfolge der Kontaktbögen erzählt.

Susanne Kriemann nutzt Fotografie und fotografische Verfahren und schafft Arbeiten und Installationen, die komplexe Sachverhalte analysieren, dokumentieren und immer wieder kritisch hinterfragen. In 277569 (2012) zeigt Kriemann eine Reihe von Luftaufnahmen, die sie bei einem Flug über den südlichen Luft-Korridor zwischen Westberlin und Westdeutschland, der historischen Route entlang, gemacht hat. Der Titel der Arbeit bezieht sich dabei auf die Anzahl der Flüge, die von den Alliierten 1948/49 von Westdeutschland nach West Berlin unternommen wurden und als Berliner Luftbrücke in die Geschichte einging. Im Mittelformat aufgenommen sehen wir schier unendliche Wälder, die kein Ende nehmen. Zwar mit Historie aufgeladen werden die Abbildungen zu codierten Abstraktionen, bei denen jeglicher Gegenstandsbezug fehlt, der Fokus verschwimmt. Unter dem Aspekt der Luftüberwachung werden wir der Komplexität dieser Aufgabe gestellt und finden uns selbst in der Position des Überwachenden wieder, indem wir nach Details suchen, die Aufschluss geben könnten, das Bild zu verorten.

Der japanische Künstler Yutaka Sone, der in Los Angeles lebt und arbeitet, ist heute vor allem für seine Installationen, Skulpturen und Malereien bekannt, die sich in dem Spannungsfeld zwischen Realität und Perfektion ansiedeln. Eine ganz andere Arbeit ist Travel 1987–1988 (1989). Kurz nach Ende seines Architekturstudiums Ende der 1980er Jahre reiste Sone für gut zwei Jahre durch den Mittleren Osten und fotografierte Menschen, Architektur und Natur. Die Bilder werden zu einer Bestandsaufnahme einer Landschaft, die so heute nicht mehr existiert. Zermürbt durch Konflikte, haben in den letzten Jahren viele Menschen dort ihr Leben verloren, die Städte wurden zerstört, die Natur neu gezeichnet. Yutaka Sones Aufnahmen, die an klassische Reisedokumen-tationen erinnern, wird zu einem unheimlichen Bericht einer Welt, die uns durch die heutige Medien und tagesaktuelle Berichte ganz anders vermittelt wird.