18.02.–16.04.2017

Eröffnung: 17.02.2017, 19h

Der Portikus freut sich, Deathstar zu eröffnen, die erste Einzelausstellung von Marina Rosenfeld in Deutschland. Seit den 1990er Jahren hat die Künstlerin und Komponistin, die in New York lebt und arbeitet, ein umfangreiches Oeuvre an Sound-Arbeiten, Installationen und performativen Arbeiten geschaffen und dabei immer wieder einen Fokus auf die  Resonanz und Architektur monumentaler Räume gelegt. Rosenfelds Arbeiten, die an die Grenzen der musikalischen Komposition und Darbietung gehen, aber auch Zeichnung und Notation einschließen, stellen die komplexen Rahmenbedingungen der musikalischen Darbietung in den Vordergrund. Seit ihrem frühen Projekt, dem Sheer Frost Orchestra, einem rein weiblich besetzten E-Gitarren-Ensemble, befassen sich ihre Arbeiten für Live-Künstler, darunter Jugendliche, klassische Interpreten sowie militärische und experimentelle Musiker, mit Strukturen der Übertragung und Kooperation.

Für den Portikus entwickelt Marina Rosenfeld eine neue Arbeit und bezieht sich mit ihrem Ausstellungstitel, Deathstar, auf ein nicht realisiertes Forschungsprojekt des Sound-Labors von AT&T (früher Bell Labs) aus den späten Neunziger Jahren. Darin untersuchten die Wissenschaftler die Möglichkeit, der Subjektivität und Vergänglichkeit des Klangerlebnisses durch eine selbst entwickelte Mikrofonkonfiguration und Berechnungsmethode eine Form zu geben. Mit der sogenannten “wahrnehmbaren Klangfeldrekonstruktion” sollte eine sensorische Wahrnehmungserfahrung in einem anderen Raum reproduziert werden können. Die Bezeichnung „death star“ (dt. Todesstern) spielte zwar vor allem auf das Aussehen an, deutete jedoch auch auf eine Alternative für die Zukunft – eine Zukunft, in der das Zuhören eine ganzheitliche Erfahrung sein könnte.

Marina Rosenfeld greift die Idee der Umgebungsaufnahmen auf, arbeitet jedoch mit einer unmittelbareren und komplexeren Zeitlichkeit. Der Ausstellungsraum dient dabei der permanenten Aufnahme und gleichzeitigen Wiedergabe. Er bildet eine fließende akustische Umgebung, in der die Erzeugung und Verbreitung von Audio-Daten verschiedenen Verzögerungen und der natürlichen Verzerrung durch die Architektur des Portikus unterworfen ist. Unbestimmtheit ist hier keine philosophische Intention; sie ergibt sich vielmehr aus der technischen Schwierigkeit, die komplexen Signalmengen zu verarbeiten, die kontinuierlich über diverse Richtmikrofone, eine Audio-Schnittstelle und vier Lautsprecher erfasst und wiedergegeben werden.

Teils Echokammer, teils unlenksame Maschine, erlangt der Deathstar von Marina Rosenfeld durch eine weitere rekursive Geste, die Notation der gesammelten Klänge, eine Form von Lesbarkeit. In diesem Sinne ist Klang weder Abstraktion noch Mittel zum Zweck, sondern vielmehr eine Voraussetzung für die Entstehung von Musik.

Am 31. März wird Pianist Marino Formenti die bis dahin im Rahmen der Ausstellung gesammelten Notationen aufführen.

Die Ausstellung wurde ermöglicht durch die großzügige Unterstützung der Hessischen Kulturstiftung.