24.09.–20.11.2016

Eröffnung: 23.09.2016, 19h

Der Portikus freut sich White Suprematism anzukündigen, eine Ausstellung des belgischen Künstlerduos Jos de Gruyter & Harald Thys, die in mehr als 25 Jahren ihrer Zusammenarbeit ein breites Spektrum verschiedenster Arbeiten geschaffen haben. In Frankfurt werden sie klein- und großformartige Skulpturen aus weiß lackiertem Stahl zeigen.

Es ist das Erschreckende und Banale des Alltags, das die Künstler immer wieder zum Thema machen. De Gruyter & Thys greifen diese (un)bewussten Momente auf und lassen auf diese Weise ihre Arbeiten zu einem intensiv erfahrbaren Abbild des Alltags werden. Ihre künstlerische Auseinandersetzung ist dabei geprägt von tragikomischen, unheimlichen und klaustrophobischen Situationen, welche in ihren Videoarbeiten und Performances eine zentrale Rolle einnehmen, in ihren Skulpturen und Zeichnungen immer wieder auftauchen und sich auch in ihren ortsspezifischen Installationen zeigen.

Mit der Wahl des Ausstellungstitels White Suprematism beziehen sich Jos de Gruyter & Harald Thys auf den Suprematismus, eine Stilrichtung im Bereich der Bildenden Kunst, die ihren Ursprung Anfang des 20. Jahrhunderts in Russland nahm. Der Suprematismus ist gekennzeichnet durch die Befreiung von jeglichen Gegenstandsbezügen, die Reduktion auf einfachste geometrische Formen sowie die Betonung auf die pure Empfindung. Auch de Gruyter & Thys reduzieren ihre Skulpturen auf ein Minimum an Form. In ihrer Ausstellung im Portikus werden die Künstler eine Gruppe von flachen, weißen Stahlskulpturen in verschiedenen Größen präsentieren, welche ihre Überlegenheit allein durch ihre schiere Anzahl und ihr stählernes Erscheinungsbild demonstrieren. Feinlinige Zeichnungen unbekannter Gesichter auf Papier geben den Arbeiten eine scheinbare Identität, die der Härte der Formen und der Kälte des Materials widersprechen. In ihrem starren Blick lassen sich psychotische Gemütszustände erkennen, welche sich wiederum in den schwerfällig anmutenden Körpern manifestieren – sie werden zu Stahl gewordenen Befindlichkeiten, wie sie unter der glatt polierten Oberfläche einer modernen Gesellschaft oft zu finden sind. Die Körper stehen dicht an dicht, stapeln sich teils übereinander und bilden durch ihre scheinbare Teilnahmslosigkeit einen Gegenpol zum Spaßcharakter der gymnastischen Menschenpyramide. Und entgegen der Schwere des Materials zeigen einige der Skulpturen allein durch ihre Haltung eine beeindruckende Flexibilität: gebogen, geschwungen oder gefaltet, gestaucht oder lang gezogen, wird ihnen ein Hauch menschlicher Körperlichkeit verliehen, als ob sie aus ihrer eigenen Starrsinnigkeit ausbrechen möchten.


Jos de Gruyter (geb. 1965) und Harald Thys (geb. 1966) leben und arbeiten in Brüssel. White Suprematism wurde zuvor im Contemporary Art Centre (CAC) in Vilnius gezeigt (15. April – 29. Mai 2016). Die Ausstellung im Portikus ist eine Weiterführung und Erweiterung der Schau in Vilnius, die neue Arbeiten präsentiert. Weitere Einzelausstellungen der Künstler waren u. a. im CCA Wattis Institute for Contemporary Arts in San Francisco (2015) sowie im MoMA PS1 in New York (2015), im Raven Row in London (2015), in der Kunsthalle Wien (2014) und im M HKA in Antwerpen (2013) zu sehen.