23.12.1989–28.01.1990
Der italienische Künstler Ettore Spalletti (1940 in Cappelle sul Tavo geboren, wo er noch heute lebt) entwickelt sein Werk aus einem sehr spezifischen Verhältnis zur künstlerischen Tradition, wobei er die große Geschichte der italienischen Kunst in seiner synthetischen Beziehung zur Abstraktion der Moderne reaktiviert und mit der Gegenwart in Beziehung setzt. So verbinden sich in Spallettis Werken Anklänge an die koloristische Tradition eines Giotto und Piero della Francesca mit den abstrakt-idealen Formvorstellungen Brancusis zu einem subtilen Dualismus von Form und Materie, Farbe und Licht.
Die klare, in sich ruhende Einheit seiner abstrakt-geometrisierten Formstrukturen wird von Spalletti auch auf die funktionalen Formen von Vasen oder Schalen übertragen, die jedoch eine Unnahbarkeit vermitteln, die sie einer wirklichen Funktionalität enthebt. In diesem Sinne sind auch die Brunnen, die er 1986 in Sonsbeek und 1987 in Münster für öffentliche Räume realisiert hat, zugleich architektonische Funktion und Bild eines imaginären Ambientes, in dem Architektur und ihre landschaftliche Umgebung verschmelzen. Aus der Anschauung und dem Erleben der Landschaft, deren Erscheinung sich aus dem Wechsel des Tageslichts bestimmt, entnimmt Spalletti die zarten, monochromen Farben seiner Tafeln und Skulpturen. „Der beste Augenblick, um sie zu sehen, ist früh am morgen", sagt Spalletti in bezug sowohl auf die Landschaft, die seinen Wohnort umgibt, als auch auf seine Werke. Diese Farbigkeit, die die Oberflächen bewegt und vitalisiert, gibt der realen Präsenz seiner Bildwerke eine Schwerelosigkeit, die sie einer haptischen Greifbarkeit entzieht.
"In der diesem Künstler eigenen Art zur Hand genommen, .... wird jede Arbeit, in der Feuchtigkeit eingetiegelter Farben, in der feinen Bearbeitung, die sie verdichtet und vibrieren läßt, zu einer lebendigen Sache, die sich gewissermaßen entmaterialisiert und zur reinen Lichtquelle verwandelt." (Bruno Cora im Katalog)
Foto: Katrin Schilling