04.11.–10.12.1989

Teil 1: Skulpturen, Colorierungen 04.11.-12.11.
Teil 2: Bücher, Hefte, Bilder-Serien 15.11.-26.11.
Teil 3: Spielzeug, Bilderfundus 29.11.-10.12.

In diesem Jahr wird mit dem 150. Geburtstag der Fotografie eine Erfindung gefeiert, die das Verhältnis des Menschen zum Bild und damit auch zur Kunst grundlegend verändert hat - eine Veränderung, die Walter Benjamin 1931 zu seiner Betrachtung des "Kunstwerkes im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" veranlaßte.

Gegen Ende der sechziger Jahre führte Hans-Peter Feldmann (geboren 1941 in Düsseldorf, lebt in Düsseldorf) in seinen Arbeiten diese Benjaminschen Überlegungen zum Begriff des Originals, seiner Aura und der damit verbundenen Problematik des reproduzierbaren Kunstwerkes ad absurdum.

1968 entstehen seine ersten "Hefte": kleinformatig, Kartoneinband, mit Klammern einfach zusammengeheftet, schwarz/weiß gedruckt, auf der Titelseite mit "12 Bilder" und "Feldmann" gestempelt - Konsumware, in Auflagen von 1.000 Exemplaren, unsigniert, unprätentiös präsentiert, an Fäden von der Galeriedecke hängend, auf Lesepulte aufgeklebt, lose aufliegend. Sein Material sind Bilder, die er in Form von Postkarten, Illustrierten-Bildern, Plakaten findet. Diese sammelt Feldmann in einem "Bilderfundus", in dem sie kategorisiert werden; was dann noch fehlt, fotografiert er selbst nach. 1977 stellt er diese gesammelte Allgegenwärtigkeit der Bildmedien erstmals aus.

Im gleichen Jahr erweitert Feldmann sein Repertoire um einen wesentlichen Schritt, indem er beginnt, dieses vorgefundene Bildmaterial zu kolorieren. Zunächst Bilder in Zeitungsseiten, fotokopierte Paßfotos, Kinderfotos, Pin-up Girls, dann aber auch Gemälde und Zeichnungen "Alter Meister" und schließlich Plastiken nach antiken Skulpturen.

Indem Feldmann in seinen Arbeiten die Allgegenwart der Reproduktion darstellt, thematisiert er das Fehlen eines Originals. Gerade die Anzahl der Reproduktionen gibt dem Original seine Einzigartigkeit. Aura des Kunstwerks und mechanische Reproduzierbarkeit schließen sich nicht mehr aus, sondern bedingen einander. Erst die Allgegenwart der Reproduktion gibt dem Original sein "Vorhandensein".

1975 zeigt Feldmann eine enorme Sammlung von Spielzeug, die als Ausstellung einer Ausstellung die Mechanismen des Kunstbetriebs in seiner Folgerichtigkeit von Anbieten, Erwerben und Sammeln aufhebt und damit seine von Beginn an demonstrierte Haltung, die sich der Sammelbarkeit und kommerziellen Verwertbarkeit verweigert, unterstreicht.

Die Konsequenz dieser Haltung zieht Feldmann 1980, als er mit einer Ausstellung in Gent einen Schlußstrich unter seine Arbeit setzt. Dies ist seine letzte Aktion im Kunst-Kontext. Er stellt jede künstlerische Arbeit ein, vernichtet die Werke, die sich noch in seinem Besitz befinden und verweigert jeden weiteren Beitrag.

Fotos: Katrin Schilling