12.07.–07.09.2014

Simon Denny hat für den Portikus eines seiner bislang ehrgeizigsten Werke geschaffen. Das komplexe Projekt, dem eine einjährige Recherche vorausging, hat räumlich und inhaltlich beträchtliche Dimensionen angenommen. Für zwei Monate verwandelt Denny den Ausstellungsraum in eine Hommage an Technologie, Innovation und den unaufhaltsamen Drang nach Erneuerung in der heutigen Unternehmenswelt. Die umfassende, facettenreiche Installation dokumentiert die globale Erfolgsgeschichte des südkoreanischen Technologiegiganten Samsung. Der Titel der Ausstellung, „New Management“ bezieht sich auf die berühmt-berüchtigte Managementphilosophie – „The New Management“ –, die der Chairman der Samsung Gruppe, Lee Kun-hee, Anfang der 1990er Jahre entwickelte und 1993 im Kempinski Hotel Frankfurt Gravenbruch am Flughafen Frankfurt auf einem hochkarätigen Führungskräftekongress vorstellte. Für diese dreitägige Konferenz ließ Lee sein Top-Management aus aller Welt einfliegen, um die Notwendigkeit von Globalisierung zu unterstreichen und seine Mitarbeiter auf die neue Philosophie unternehmerischer Umstrukturierung vorzubereiten, die Samsung in allen Unternehmensbereichen zu einem globalen Marktführer machen sollte. Diese wegweisende Konferenz wurde innerhalb der Firma unter dem Namen „Frankfurt Declaration“ bekannt.

Samsungs Erfolgsgeschichte ist weitaus bekannt. Indem Simon Denny sie neu kontextualisiert, betont er ihre zeitliche Nähe und stellt kontroverse Fragen zu Globalisierung, wirtschaftlicher Dominanz, nationalistischem Streben und Expansion. Die Slogans von Lee Kunh-hee, die sich auf Dennys skulpturalen Elementen finden – „Change everything but your spouse and kids“, und: „Change begins with me“ –, haben den Erfolgsbegriff der südkoreanischen Unternehmenskultur unmittelbar geprägt.

In seiner Einleitung zum Katalog schreibt Denny: „Im Portikus sieht man ein großartiges Konglomerat von Materialien, das [Samsungs] starke kulturelle Botschaft zu monumentalisieren versucht und imaginierte sowie neu geschaffene Objekte auf der Basis von Lee Kun-hees Texten und der Geschichte von Samsung als Installation arrangiert. Ich habe versucht, mich eng an den Kontext zu halten: die globale, materielle Sprache für unternehmerischen Stolz und Selbstdarstellung.“ Durch zwei verschiedene englische Übersetzungen von New Management – eine in koreanischer Sprache abgefasste Schrift über das Erbe der Philosophie und Geschichte von Lee Kunh-hee – untersucht Denny existierende Hierarchien: er löst das Material von seiner extrem spezifischen kulturellen und wirtschaftlichen Bedeutung und behandelt es als Teil globaler öffentlicher Information. Dasselbe gilt für die Comic-Version von New Management und Sam Grobarts Artikel über Samsung aus der Bloomberg Businessweek. Denny setzt die Rolle des Künstlers mit der eines Technikprofis, eines Journalisten, eines Freiberuflers von freelancer.com und schließlich des Betrachters des Werks gleich.

 

Im Rahmen ihrer Kulturinitiative „eXperimente“ fördert die Aventis Foundation den Portikus als experimentellen Raum für Gegenwartskunst und als besonderen Ausstellungsort speziell für die Entwicklung junger Künstler. Als Teil der Hochschule für Bildende Künste „Städelschule“ bietet er die Möglichkeit eines intensiven Austausches zwischen dem eingeladenem Künstler und den Studierenden der Hochschule. Die Aventis Foundation ist eine unabhängige, gemeinnützige Stiftung mit Sitz in Frankfurt am Main. Sie dient der Förderung von Kultur sowie von Wissenschaft, Forschung und Lehre. Sie wurde 1996 als Hoechst Foundation gegründet und ist mit einem Stiftungskapital von 50 Mio. Euro ausgestattet. Im Jahr 2000 wurde die Stiftung in Aventis Foundation umbenannt.

Der Katalog und die Ausstellung „New Management“ von Simon Denny im Portikus in Frankfurt wurden im Rahmen des Ausstellungs- und Katalog-Förderpreises „Kataloge für junge Künstler“ der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ausgezeichnet. Die Krupp-Stiftung fördert seit ihrer Gründung 1968 in den Bereichen Kunst, Bildung, Wissenschaft, Sport und Gesundheitswesen zahlreiche Projekte. Der Förderpreis „Kataloge für junge Künstler“ wurde 1982 eingerichtet und hat seither rund 130 Künstlerkataloge ermöglicht.