29.01.–03.04.2011

Für den Portikus hat Matthew Brannon (geb. 1971 in St. Maries) eine ortsspezifische Installation entwickelt, in der auch eine Reihe neuer Arbeiten präsentiert wird.

Der Künstler seziert in seinem Werk konsequent und bisweilen mit makaberer Begeisterung eine Konsumgesellschaft, die am Abgrund ihrer Existenz zu stehen scheint. Übermaß, Gier, Exzess und vor allem ein unzähmbarer Hedonismus, scheinen für Brannon zentrale Bestandteile unseres heutigen Lebens zu sein. In Form von Drucken, Tapeten, Film-, Sound- und Textarbeiten sowie neuerdings auch Gemälden demonstriert er seine persönliche Auffassung einer, dem von Brannon oft zitierten Regisseur Jean Renoir zufolge, „verrotteten Gesellschaft“. Die allzu bekannten Bilder, auf die der Künstler in seinen Werken verweist, sind zum Beispiel abgefressene Festmahle, verlassene Bürolandschaften, Erwachsenen-Spielzeuge und andere Accessoires der Entertainment-Industrie, Alltagsgegenstände der Pseudo-Luxusklasse sowie diverse Alkoholika und gastronomische Genüsse – Klischees des globalisierten Jet-Sets. Die Oberflächlichkeit der simplifizierten Formen und ihrer Inhalte kombiniert Brannon in seinen Drucken mit scharfzüngigen narrativen Texten und schafft es damit, eine tiefere, teils abgründige, Bedeutung dieser banalen Situationen aufzudecken. Hierin erkennt man, dass Sprache für Matthew Brannon ebenso wichtig ist wie jedes Objekt, jeder dargestellte Gegenstand. Wort und Schrift werden in seinem Werk gewissermaßen zu Katalysatoren, denn sie liefern präzise Hinweise zu facettenreichen Auslegungen der einzelnen Szenarien.

Im Portikus zeigt Brannon neben seinen Drucken eine von ihm entworfene ornamentale Wandtapete und die Soundarbeit mit dem Titel Gag. Wieder spielt er mit Sprache als Medium und gleichzeitig mit ihrem Scheitern, denn „Gag“ verweist widersprüchlicher Weise auf Knebeln oder Würgen – also auf die Unfähigkeit zu sprechen – sowie zugleich auf das Erzählen eines Witzes. Matthew Brannon untersucht mit solch einer Gegenüberstellung nicht nur die Komplexität gesellschaftlich etablierter Zeichen und ihrer Lesarten, sondern fordert darüber hinaus Bedeutungen an, die durch den perplexen Betrachter entstehen.

Fotos: Katrin Schilling