05.06.–01.08.2010

Jimmie Durham ist Dichter, Performer und bildender Künstler. Er selbst bezeichnet sich als jemanden, der Verhaltensweisen und Normen des Zusammenlebens in verschiedenen Gesellschaften beschreibt. In Skulpturen, Assemblagen, Zeichnungen, Texten und Installationen thematisiert er kulturelles Verhalten, den Umgang mit Natur, und seinen eigenen Standpunkt dazu.

Im Portikus zeigt Durham eine neue Arbeit; es ist eine Installation aus natürlichen Objekten, die aus versteinertem Holz entstanden sind. Sie sehen zwar aus wie Steine, sind aber das Ergebnis biochemischer Prozesse. Das Material Stein spielt in Durhams Œuvre eine tragende Rolle und wurde von ihm schon oft in Ausstellungen, Performances und Videos thematisiert. Der Ausstellungsraum selbst wurde mit Teppichboden und dämmendem Schaumstoffmaterial ausgekleidet, so dass die Ausstellungssituation für die „Steine“ eine besondere Konzentration erhält. Der Portikus eignet sich laut Durham in besonderer Weise dazu, diese spezifische Situation herzustellen: „I knew that one could do something highly concentrated. I bought the beautiful strange stones in Berlin, because I could not resist them ...“ Durham entschied sich dazu, den Ausstellungsraum immer nur einem Besucher zugänglich zu machen, damit eine möglichst stille und konzentrierte Stimmung entstehe. So Durham weiter: „Then I had to think what to do with them that would not seem a desecration or either too simplistic, so I thought that making people experience them without jabber, without comparisons, without distractions ... One person at a time; no matter how theatrical or impractical that might turn out ...“ Als zusätzliches Element ist ein Gedicht zu sehen, das von Jimmie Durham selbst verfasst wurde: „I wanted the most thoughtful, meditative piece [...]; even though it is also highly theatrical in a certain sense; and might add an necessary weight to the stones... I decided to be willing, as one must with poetry, to be confessional.“

Jimmie Durham, ein 1940 in den USA geborener Cherokee, war schon in den 60er Jahren als Künstler und Autor bekannt. 1972 schloss er die École des Beaux-Arts in Genf ab und widmete sich vorerst ausschließlich der politischen Arbeit im American Indian Movement. Er war Mitbegründer und Vorsitzender des International Indian Treaty Council bei den Vereinten Nationen, wo seine Tätigkeit u.a. zur Aufsetzung der Erklärung der Rechte der indigenen Völker führte.

Jimmie Durham entwickelt neben essayistisch-literarischen Texten hauptsächlich eine visuelle Sprache in der Kunst. Oft beschreibt sie die Beziehung zwischen Architektur, Monumentalität und Geschichte. Beispielsweise versucht er in seinen Anti-Architektur-Performances und -Videos das in der Architektur privilegierte Material Stein von seiner metaphorischen Assoziation mit Großartigkeit, Stabilität und Beständigkeit zu befreien. Mit Hilfe des Steins werden Autos zerdrückt, Kühlschränke demoliert, Fernseher zertrümmert, oder Farbtuben ausgedrückt. Mit Hilfe des Textes wird das Vokabular untersucht, mit dem über Kunst und andere Begebenheiten geredet wird. Das Ergebnis ist eine kritische Reflexion, die die eigene Verstricktheit mitdenkt.

Wir danken der Hessischen Kulturstiftung für die freundliche Unterstützung.

Kuratiert von: Melanie Ohnemus
Fotos: Katrin Schilling