17.06.1989
Thomas Schütte (1954 in Oldenburg geboren, lebt und arbeitet in Düsseldorf) setzt sich in seinen Installationen stets mit einer wie immer vorgegebenen Raum-Situation auseinander. Sie geben ihm Anlaß zu bildnerischen Entwürfen, die sein Anliegen in bezug auf die konkreten Bedingungen von Kunst-Präsentation und -rezeption formulieren. Seine Arbeiten für Innen- als auch öffentliche Außenräume thematisieren die kommunikativen Prozesse zwischen Kunstwerk und Betrachter unter Akzentuierung unterschiedlicher Aspekte der formalen Abhängigkeit von skulpturaler Äußerung und ihrer bildlichen Rezeption. In diesem Sinne benutzt Thomas Schütte die räumliche Vorgabe einer Ausstellungssituation als Kulisse, in der er seine bildnerischen Ideen inszeniert, um diese als ästhetischen Erlebnisraum zur Diskussion zu stellen. Das heißt, Schüttes Installationen bewegen sich in einem Bezugsfeld von plastischer Struktur und deren situationsbedingter, bildhafter Wahrnehmung, das die gattungsspezifischen Bedingungen von Skulptur und Malerei gegeneinander ausspielt.
Foto: Katrin Schilling
"The Laundry": Holzmodelle von Waschmaschinen an den Wänden und quer durch den Raum gespannte Leinen, über die mit ,Sprüchen" versehenen Stoffbahnen gehängt sind, entwerfen die Simulation eines Waschsalons. Die plastischen Elemente repräsentieren die wiedererkennbare Gegenständlichkeit des Alltags, deren Banalität durch die Inszenierung in einen veränderten Bedeutungszusammenhang versetzt wird. Tragendes Element dieser ambivalenten, bildhaften Funktionsumkehrung ist die instrumentelle Einbeziehung der Sprache. Schüttes "Sprüche", die er auf die Stoffbahnen gemalt hat, eröffnen der Inszenierung einen assoziativen Spielraum, der dem Betrachter Alltagswelt und Kunstbetrieb als gleichermaßen kulissenartige Wahrnehmungsräume vorführt.
Diese Offenheit bildlicher Wahrnehmungsstrukturen erscheint in "Mohrs Life" modellhaft komprimiert: zwei kleine, modellierte Figuren "bewohnen" einen imaginären Raum, in dem Miniatur-Bilder auf kleinen Staffeleien neben einem Gestell mit sorgsam aufgereihten Strümpfen stehen, die den Figürchen ebenso wenig passen, wie die bunten Hemden, in die sie gekleidet, oder besser verwickelt sind - eine Ansammlung von unverkennbaren Gegenständen, die spielerisch zu einem Gesamtbild zusammengefügt erscheinen, dessen maßgebliche Divergenzen den Betrachter einbeziehen in einen vieldeutig-irrealen Erlebnisraum.