01.07.–20.08.2006

Die Ausstellung von Dan Perjovschi (*1961 Sibiu / Rumänien) im Portikus umfasst mehrere Präsentationsformen, die sich in Wandzeichnungen im Innen- und Außenraum, Workshops und einem Vortrag niederschlagen. Verschiedene Einflüsse der Medien, Schlagzeilen, Klatsch und Literatur sind miteinander in den charakteristischen, mit wenigen Strichen und Linien ausgeführten Zeichnungen verwoben und kommentieren politische Ereignisse, soziale Konflikte und Machtverhältnisse ebenso wie den Kunstbetrieb und massenmediale Kontrollmechanismen. Seine Arbeiten folgen der subversiven Sprach- und Bildwelt von Karikatur und Graffiti und sind Ausdruck einer ständigen Bewegung von Konflikten und divergierenden Kontexten, die kurz miteinander interagieren und im Verlauf wieder auseinander driften oder sich ganz auflösen. Die einfache Form der gezeichneten Linie verdichtet die Konflikte und Dilemmata gesellschaftlicher und politischer Zustände zu skeptischen schnellen Kommentaren, die eigene Positionierung dabei stets mit reflektierend.

On the other hand ist ein Hinweis auf alternative Reflektionsmöglichkeiten statt stereotyper Handlungs- und Meinungsmuster und unterstreicht die komplexe Unvereinbarkeit des sozialen und politischen Lebens in einer Welt nach dem Kalten Krieg. Die Arbeitsweise Dan Perjovschis ist eng an sein Engagement für die in den 80er Jahren von rumänischen Intellektuellen gegründete Group of Social Dialogue ebenso wie an die 1990 in Bukarest erstmals veröffentlichte oppositionelle Zeitung 22 geknüpft, bei der er als politischer Illustrator und Kolumnist bis heute mitwirkt.

Die Zeichnung tritt als ein performatives Medium in Erscheinung, so dass auch sämtliche Entscheidungen für die Zeichnungen an den Innenwänden des Ausstellungsraumes in einem kollektiven Prozess mit Studierenden der Städelschule in einem extra dafür vorgesehenen Workshop getroffen werden. Dan Perjovschi interessiert sich bei diesem Projekt um die Vision von Welt aus Sicht der in Frankfurt lebenden Studierenden, deren Problemstellungen zu den hauptsächlichen Motiven für die Wandzeichnungen führen. Der Ausstellungsraum wird als eine Art Treffpunkt zum Meinungsaustausch gestaltet, um Einblick nehmen zu können in die verschiedenen verwendeten Recherche- und Diskussionsmaterialien, Fotografien und Notizbücher, aus denen die Inhalte für die Arbeit hervorgehen.

Gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes