08.10.–11.11.2005

Anläßlich der Ausstellung im Portikus präsentiert die Koreanische Künstlerin Chung Seoyoung (*1964 in Seoul) sechs Arbeiten unter Berücksichtigung der räumlichen Besonderheiten. Direkt an das Büro der Ausstellungshalle fügt sie eine zweite Plattform hinzu, auf welcher ein Ge-länder montiert ist. Mit dieser architektonischen Spiegelung schreibt sie dem Vorgefundenen eine veränderte Funktion zu und unterstreicht den Bühnencharakter.

Auf der Außenwand einer der Ausstellungsräume ist der Text zu lesen:

Als er im Sterben lag, dachte er,

es wäre schön, wenn fünf Tauben am Fenster säßen.

Eigentlich hasste er Vögel, doch wenn sie nun

schon da sein sollten, dann wären fünf am besten.

Zwei Stehlampen und Zeichnungen, auf dem Boden ausgebreitet, sind weitere Arbeiten, die sich mit Lücken und Unstimmigkeiten zwischen Bild und Konzept, Wort und Objekt aus-einandersetzen. Eine Skulptur mit dem Titel "Pförtnerhäuschen" berührt besonders durch ihre Größe die täglich erlebte, optische Erinnerung an solche in Apartmenthäusern häufig zu findende Einrichtungen. Ein Lagerfeuer aus blauem Kunststoff zeigt sich in befremdender Virtualität.

Eine der künstlerischen Strategien von Chung ist die Umkehrung existierender Größen-verhältnisse sowie die Verschiebung der Grenzen von Innen und Aussen. Sie gehört einer Künstlergeneration an, die sich mit der vorherrschenden Ordnung alltäglich vorzufindender Dinge skeptisch auseinandersetzt. Ihre installativen und skulpturalen Arbeiten bilden das Gegengewicht zu einem Umfeld, in dem es schwer ist, einen individuellen Standort innerhalb existierender Kategorien und Bedeutungen ausfindig zu machen.

Chung Seoyoung beschreibt ihre Arbeiten als Ausdruck des Unwirklichen der Wirklichkeit: "Konkreter gesagt, zeigen sie die feine Grenzziehung zwischen dem 'Dasein' und dem 'Nicht-Dasein' und sind ein Ergebnis der gründlichen Beobachtung, wie sich beide gegenseitig beeinflussen. Indem die Realität bzw. das Antlitz des Alltags, sozusagen der 'Zustand des Daseins', aufrecht erhalten bleibt, erzeugen die Arbeiten vielmehr den Zustand des 'Nicht-Daseins', anstatt den Ausweg der surrealen Ortsveränderung zu wählen. Bisweilen geschieht dies durch eine sehr konkrete Formgebung, ein anderes Mal durch das Zeigen einer winzigen und zugleich ängstlichen Haltung. Es entsteht eine Unwirklichkeit, die sich bereits aus der Abweichung von einem Millimeter oder einer Sekunde ergibt."

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit KIM Sunjung und wurde unterstützt vom Arts Council Korea