09.07.–21.08.2005
Die scheinbar hoffnungsvolle Aussage "Wir wollen etwas Licht sehen" erscheint groß auf einem Lichtkasten Matthew Ritchies, der in einem der zentralen Fenster der Ausstellungshalle installiert ist. Es ist typisch für Ritchies Arbeiten, dem Betrachter eine bestimmte Interpretation von Glauben bereitzustellen: Der Künstler schlägt einen provokativen und ambitionierten Verlauf einer Handlung vor, der die Frage aufwirft, inwiefern seine künstlerischen Arbeiten gleichzeitig die Gesamtheit aller möglichen Glaubenssysteme des Universums repräsentieren und kohärent erscheinen lassen können.
Die aktuelle Ausstellung stellt eine Fortführung dieser Tätigkeit dar - Ritchie schafft skulpturale Zeichnungen und Bilder, die nicht nur auf bestimmte Glaubenssysteme bezogen sind und verweisen, sondern die gleichzeitig auch von der Pop-Kultur abstrahieren. Wenn die Arbeiten untereinander auch unzusammenhängend zu sein scheinen, verbindet doch eine Art Meta-Narration die einzelnen Teile und bietet eine scheinbar abgeschlossene ,Geschichte'. Als ein Ergebnis eben dieses Bestehens auf Abgeschlossenheit weist diese totalisierende Art von Geschichte oft einen Anflug von biblischen Obertönen auf: So ruft der Titel der Ausstellung beispielsweise die himmlischen Worte "Es werde Licht" in Erinnerung.
Eine der Arbeiten im Portikus ist das Resultat eines Workshops, der mit Studentinnen und Studenten der Frankfurter Städelschule durchgeführt wurde. In dem Workshop stellte Ritchie die Frage: "Ist es möglich, ein verlässliches Visualisierungssystem zu konstruieren, dass alle relevanten Bezugspunkte für ein modernes menschliches Leben beinhaltet?" Und er führte den Gedanken noch weiter, indem er fragte: "Würde ein solches System wie ein Gefängnis erlebt werden oder wäre es befreiend?" Die Künstlerinnen und Künstler der Städelschule reagierten mit dem für sie charakteristischen Enthusiasmus und verwandelten eine scheinbar unlösbare Aufgabe in eine konzeptuelle und gedankenreiche Zeichnung, die dann zum Rahmen für die Arbeit wurde.
Ritchie trat 1995 mit einer Ausstellung wieder in die New Yorker Kunstszene ein, nachdem er für einige Jahre als Gebäudeaufseher gearbeitet hatte. Damals zeigte er eine Arbeit, in der er sich mit Prozessen des kartographischen Erfassens und Einteilens und mit Glaubens-systemen beschäftigte. Damit war der Beginn gemacht für eine rege Ausstellungstätigkeit, darunter eine Einzelausstellung in der White Cube Gallery in London, eine Beteiligung in der Whitney Biennale und eine Ausstellung am Museum of Modern Art in New York.