09.04.–22.05.2005

Felix Gmelin (1962 in Heidelberg geboren) lebt und arbeitet in Stockholm.

Der Portikus zeigt Felix Gmelins erste größere Präsentation in Deutschland. Gmelin, der bereits viele Ausstellungen in anderen Teilen Europas und in den USA hatte, benutzt Malerei und Video als Mittel, politische Bildersymbolik und Sprache, Utopie und Dogmatismus zu untersuchen. Er vergleicht den zeitgenössischen politischen "Aktivismus" mit dem früherer Zeiten. Ein größeres Kunstpublikum konnte seine Arbeit, in der er die Ästhetisierung der Politik durch historische Vergleiche in Frage stellt, das erste Mal 2003 auf der Biennale in Venedig sehen. Seine Video-installation "Farbtest, Die Rote Fahne II" war dort eines der am meisten diskutierten Werke. Die Arbeit ist seinem Vater gewidmet, der in einem der Filme zu sehen ist. Gmelin untersucht hier, wie revolu-tionäre Gesten heute zur Mode geworden sind. Auch seine neue Arbeit setzt sich mit diesem Thema auseinander.

Die Ausstellung im Portikus mit dem Titel "Revolution II" umfasst "Farbtest, Die Rote Fahne II" und drei neuere Arbeiten. "Two Films Exchanging Soundtracks" von 2003 vertauscht die didaktischen Off-Kommentare zweier bestehender Filme. Der erste, Michael Makrischs "Traktat" von 1967, ist ein liberaler Film, der behauptet, die spirituelle Befreiung durch Drogengebrauch sei der einzige Weg zur Utopie. Der zweite, Cecilia Lindqvists "Revolutionens barn" / "The Children of the Revolution" von 1974, ist ein Doku-mentarfilm, der behauptet, dass Disziplin der einzige Weg sei. Die sich daraus ergebende Verbindung wirkt zugleich amüsant und entmutigend.

"Flatbed, The Blue Curtain" von 2003 zeigt fünf Künstler, die Picassos Guernica als Negativbild kopieren, das an Bilder auf Sicherheitsmonitoren von Flughäfen erinnert. Viele Friedensaktivisten malten weltweit Reproduktionen dieses berühmten Gemäldes, um gegen Präsident Bush und seinen Krieg gegen den Irak zu protestieren. Gmelin inszenierte diese Aktionsmaler in einem fast 4-stündigen Video neu.

"Free Form" von 2004 besteht aus 16 DVD-Kopien eines alten Videos aus den 70er-Jahren. Man sieht eine Gruppe von Studenten, die ohne Harmonie, Tempo oder erkennbare Richtung auf Flöten spielen. Die sechzehn Filme laufen parallel mit einer zufälligen Zeitverzögerung, präsentiert in einem Regal-system fast wie in einem Kaufhaus. Durch die Wiederholung verschwindet das jeweilige Bild- und Geräuschchaos und etwas Neues tritt in Erscheinung: eine Form von wiederkehrender Harmonie und Struktur.

Obwohl keineswegs nostalgisch, sucht Gmelin immer wieder die Vergangenheit auf, die 60er und 70er-Jahre. Er sucht nicht obsolete Formen, sondern politische und ästhetische Werkzeuge für die Zukunft. Der Ausgangspunkt seiner filmischen Installationen der letzten Jahre ist ein nahe liegender: das gefundene Material gehörte seinem Vater, einem deutschen Filmemacher und Pädagogen.

Die Ausstellung wird unterstützt vom Moderna Museet and IASPIS, Stockholm.