12.02.–03.04.2005

Anhand von archivarischem Material, Fotografien, Videos, Texten und Interviews tastet sich Sean Snyder (*1972) an spezifische Typologien und Beispiele modernistischer Architektur und Städteplanung heran, die verschiedenen ökonomischen, geografischen und politischen Umständen entwachsen sind. Ausgehend von einer dem Stadtbild innewohnenden Narration, untersucht er, wie bestimmte visuelle Codes weltweite Verbreitung finden. In einem assoziativen Prozess analysiert Snyder, wie ,Bilder' von Architektur in verschiedenen Teilen der Welt Verbreitung finden und entschlüsselt, wie dieser Vorgang der Vermittlung auf medialer oder interpretatorischer Ebene zu teilweise ungewöhnlichen Übertragungen von Architekturformen von einem zum anderen Kontinent führen.

Für das im Portikus ausgestellte Projekt bringt Snyder Informationen an die Oberfläche, die er unter neuen Gesichtspunkten betrachtet. Als Rahmenwerk dient die 1970 veröffentlichte Publikation "Skopje Resurgent" der United Nations. Sie dokumentiert die Rekonstruktion von Skopje nach einem Erdbeben im Jahr 1963. Eine Gruppe von Experten unterschiedlicher Disziplinen, Nationalitäten und ideologischer Ansichten kollaborierten kurzfristig an einem "Masterplan" für den Wiederaufbau unter Bezugnahme neuer Methoden interdisziplinärer Städteplanung und soziologischer Experimente. Für die Realisierung wurde der Entwurf des japanischen Architekten Kenzo Tange von der UN ausgewählt und sein ursprünglicher Plan für Tokyo aus dem Jahr 1960 adaptiert.

Zahlreiche Aspekte aus unterschiedlichen Zusammenhängen - visuelle und textuelle Informationen, Interviews mit Personen in Mazedonien und Japan, die an dem Projekt in Skopje beteiligt waren, eigene, vor Ort entstandene Fotografien, Luftaufnahmen, originale Architekturpläne, Abbildungen des erneut fotografierten Originalmodells aus dem Stadtmuseum von Skopje und andere Dokumente - fügt Snyder zu einer Gesamtinstallation zusammen, die eine Matrix unterschiedlicher (ungereimter) Bezugspunkte bildet, ohne den Anspruch auf wissenschaftliche Vollständigkeit zu erheben. Diese Unstimmigkeiten als integrativer Bestandteil seiner Arbeitsweise produzieren einzelne Informationsstränge, die komplexe Sachverhalte für eine weiterführende Analyse zur Disposition stellen. Snyder präsentiert seine Arbeit insofern nicht als eine allumfassende, abgeschlossene Untersuchung, sondern läßt Bereiche für spekulative Fragestellungen offen.

Die Ausstellung entsteht in Kooperation mit De Appel in Amsterdam, Neue Kunst Halle in St. Gallen und der Secession in Wien.

Die Ausstellung im Portikus und der Katalog wird von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung gefördert.