30.10.–05.12.2004

Auf der ständigen Suche nach fotografischen, videografischen, mündlichen und schriftlichen Dokumenten grub Akram Zaatari für die im Portikus ausgestellte Arbeit in tiefen Erdschichten, um an die Oberfläche zu bringen, was dort vor vielen Jahren vergraben wurde. Mit der Videoarbeit In this house (2004) über eine Ausgrabung und die persönliche Erfahrung eines Ex-Mitglieds der Miliz legt Zaatari ein weiteres wichtiges Zeitdokument frei und macht es zugänglich für eine Geschichtsschreibung, die sich vielmehr aus den Quellen privater Erinnerungen speist als aus der offiziellen Repräsentation von Geschichte. Ein weiterer Zugang von Zaatari ist, unmittelbare Erfahrungen, die dem täglichen Leben entstammen, zu bewahren, statt den von einigen politisch vorherrschenden Führungsbeauftragten vermittelten und auferlegten Informationen zu folgen. Dieser Ansatz wird deutlich in der Arbeit Saida. June 6, 1982, 2004. Hinter einem Hügel steigen mehrere Rauchwolken auf, ausgelöst durch zahlreiche Bombeneinschläge. Zaatari hat seine an jenem Datum selber aufgenommenen Fotografien zu einem einzigen Bild aufbereitet, das den zusammengefassten Aus-Blick auf einen Tag in Zaataris Leben wiedergibt.

"Zaatari hat stets die offensichtliche Qualität und Unmittelbarkeit jener Dokumente in Frage gestellt, die er vorfand oder auf die er gestoßen war. Wenn wir seinen Arbeiten folgen, wird klar, dass der Libanon der vergangenen dreißig Jahre, insbesondere der Libanon der Kriege, auch weiterhin Dokumente hervorbringt, die aufzeigen, was es bedeutet, mit den physischen, sozialen, politischen und psychischen Dimensionen des Krieges konfrontiert zu sein. Die fortgesetzte Manifestation dieser Dokumente heute wirft Fragen auf, wie diese Dokumente denn zu sehen und zu hören, wie ihre Bedeutungen zu entschlüsseln seien."
(Walid Raad)

Akram Zaatari ist Filmemacher, Künstler und Kurator und lebt in Beirut. Er ist Autor von über 30 Videos und Videoinstallationen. Außerdem ist er Gründungsmitglied der Arab Image Foundation (Beirut), die maßgebend ist für das Entstehen seiner aktuellen, auf Recherche basierenden Arbeiten an der fotografischen Geschichte des Mittleren Ostens und als Grundlage dient für eine Reihe von Ausstellungen und Publikationen.

[Die Arab Image Foundation wurde 1997 in Beirut (Libanon) gegründet, um die fotografische Erbschaft und visuelle Kultur des Mittleren Ostens und Nordafrika ausgehend vom frühen 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart zu lokalisieren, sammeln, erhalten, interpretieren und präsentieren. Die Recherche und der Erwerb allein der fotografischen Dokumente begann 1997 und deckt bis heute den Libanon, Syrien, Palästina, Jordanien, Ägypten, Marocco und den Irak ab. Die Sammlung umfasst 50.000 Fotografien aus der Zeitspanne zwischen 1860 und 1970.]