22.03.–12.04.2004

Friedrich Jürgenson (1903-1987) war Philosoph, Maler, Archäologe, Linguist, Sänger, Dokumentar-filmer, vor allem aber gilt er als Pionier der Transkommunikationsforschung und als Entdecker des Tonbandstimmen-Phänomens. Beim Versuch, seinen eigenen Gesang auf Band aufzunehmen, fand er 1959 erstmals unerklärliche Einblendungen von Geräuschen und Stimmen auf den Tonträgern. Später begann er, die Stimmen, die meist in einer Mischung aus Deutsch, Schwedisch, Italienisch, Englisch und Russisch zu ihm sprachen, wiederzuerkennen bzw. aufgrund der Aussagen bestimmten Persön-lichkeiten zuzuordnen und zu transkribieren. Im Frühjahr 1960 empfahl ihm eine dieser Stimmen, zukünftig das Radio bzw. die nicht von Radiosendern belegten Frequenzen als Medium für seine Forschungen zu benutzen, deren Ergebnisse er 1964 unter dem Titel "The Voices from Space" und später als "Sprechfunk mit Verstorbenen" veröffentlichte. Als Jürgenson 1987 in Schweden starb, hinterließ er unzählige Notizen und mehrere Hundert Bänder mit seinen Aufnahmen.

Carl Michael von Hausswolff arbeitet seit den späten Siebziger Jahren an der Schnittstelle zwischen bildender Kunst, experimenteller elektronischer Musik und Performance. Seine Installationen haben dabei oft den Charakter von Versuchsanordnungen, die nicht so sehr am fertigen Werk, sondern viel-mehr an der Aufdeckung akustischer, visueller und gesellschaftlich-kultureller Phänomene interessiert sind. Oft sucht von Hausswolff die Zusammenarbeit mit Künstlerkollegen und Musikern wie Leif Elggren, Andrew McKenzie, Graham Lewis, Kim Cascone und Grönlund & Nisunen. Von Hausswolff arbeitet auch als Kurator, so hat er beispielsweise 2000 eine umfassende Retrospektive des Gesamt-werks von Friedrich Jürgenson in den Färgfabriken Stockholm ausgerichtet sowie die 2. Göteborg Biennale 2003 kuratiert.

Carl Michael von Hausswolff stellt im Portikus das Tonbandarchiv von Friedrich Jürgenson ins Zentrum der Ausstellung, das er durch eine eigene Arbeit ergänzt. Ein Radargerät, plaziert im Eingangsbereich des Leinwandhauses, zeichnet ein sich ständig leicht veränderndes abstraktes Bild, welches in einem der Ausstellungsräume projiziert wird. Diese Installation ist Teil einer Serie von "Radar Works", die von Hausswolff bereits über mehrere Jahre an verschiedenen Orten auf der Welt realisiert und aufgenom-men hat. So wird mit der Installation im Portikus auch Frankfurt Teil eines absurd anmutenden Archivs von Radarbildern, die in einem ironisch-poetischen Sinne mehr aufzuzeichnen versuchen als die gegebene architektonische Situation. Das Interesse an und die Suche nach Zwischenbereichen, die mit den geläufigen Erklärungsmodellen nur begrenzt zu fassen sind, verbindet von Hausswolffs Arbeit mit dem Schaffen von Friedrich Jürgenson.

Carl Michael von Hausswolff (*1956) lebt und arbeitet in Stockholm.

Besonderer Dank an Färgfabriken, Stockholm

Die Ausstellung wird unterstützt von IASPIS und der Kulturstiftung der Deutschen Bank