15.12.1988–15.01.1989

Vor dem kunsthistorischen Hintergrund der abstrakten Bildhauerei, die in den letzten 25 Jahren eine beherrschende Bedeutung besaß, entwickelt Stephan Balkenhol seit Beginn der 80er Jahre eine Position, die die Frage nach der Möglichkeit figürlicher Plastik wieder in das Interesse der Kunst gerückt hat.

Der 1957 geborene Balkenhol war von 1976 bis 1982 Student bei Ulrich Rückriem an der Hamburger Kunstakademie und lange Zeit dessen Assistent. Dieses sehr intensive Verhältnis zu seinem Lehrer ist an seiner Arbeit kaum abzulesen, obschon der in sich ruhende Ausdruck seiner Figuren als eine weitläufige Reminiszenz angesehen werden kann. Andererseits greift eine Beurteilung von Balkenhols bildnerischem Ansatz als bloße Reaktion auf die Konzepte der Minimal- und Concept-Art zu kurz.

Stephan Balkenhol ist in traditionellem Verständnis Bild-Hauer - eine Aussage, die angesichts seiner Standbilder von Menschen oder Tieren anschauliche Selbstverständlichkeit gewinnt. Die gleiche Selbstverständlichkeit kennzeichnet auch den Ausdruck seiner Figuren, die dem Betrachter ohne Pathos, theatralische Gestik oder Expressivität gegenüberstehen. Gleichzeitig bewahren sie jedoch die Anschauung ihres Entstehungsprozesses, der nicht die Realität eines Vor-Bildes nachbildet, sondern als Annäherung an Bilder zu verstehen ist, die Realität erfahrbar machen und zwar in unmittelbarer Beziehung von Subjekt und Objekt ohne den Umweg der Metapher oder des Symbols. Balkenhols Skulpturen sind letztlich ein Ausloten der Befindlichkeit des Wesens, aufgehoben in einer zeitlosen Gegenwart.

Die Ausstellung im Portikus entstand in Zusammenarbeit mit den Kunsthallen in Basel und Nürnberg und umfaßt hier die Installation von Balkenhols in diesem Jahr entstandener Arbeit "Hexagon und Fries". Diese besteht aus der sechsteiligen Gruppe einer männlichen Figur, die in dreifach abgestuftem Größen-Maß sechs unterschiedliche Haltungen einnimmt, und einem Fries aus zwanzig Pappelholz-Tafeln mit Flachreliefs, auf denen Darstellungen von Menschen und Tieren in ebenfalls variierten Haltungen erscheinen.

Fotos: Katrin Schilling