23.05.2003

Der Portikus wird abgerissen! Michael Elmgreen und Ingar Dragset lassen die Außenwände der Kunsthalle aufbrechen und abtragen. Lediglich der Boden, das Dach und die von Innen sichtbare Lichtdecke sollen über einem Gerippe aus stützenden Wandpfeilern stehen bleiben. Dieser Eingriff markiert das Ende einer 16jährigen Ausstellungsgeschichte, gleichzeitig aber wird die physische Öffnung des Portikus als Prototyp eines klassischen White Cube hin zum öffentlichen Stadtraum vollzogen. Der geschlossene institutionelle Raum wird aufgegeben, er wird Teil des ihn umgebenden Parks, Teil der Großbaustelle des benachbarten Krankenhauses und Teil der Einfallstraße aus dem Osten. Mit Spaced Out/Powerless Structures, Fig. 211 löst sich der Ausstellungsraum selbst auf, er implodiert.

Wir freuen uns, dass Michael Elmgreen und Ingar Dragset vorgeschlagen haben, den aufgrund der geplanten Bibliotheksrekonstruktion notwendig werdenden Umzug der Institution Portikus bzw. den Abriss der Kunsthalle zu inszenieren. Die beiden Künstler waren bereits Anfang 2001 zu einer Ausstellung im Portikus eingeladen. In ihrer damaligen Installation Powerless Structures, Fig. 111 hatten Elmgreen & Dragset durch Einbauten den Hallenboden und die Lichtdecke zueinander gewölbt. Die Konvention einer rationalen Dreidimensionalität des White Cube wurde ironisiert, und Boden, Decke und Wände schienen, ihre feste Stofflichkeit aufgegeben zu haben, der Raum wirkte vielmehr elastisch, umschlossen von permeablen Membranen. Beide Eingriffe von Elmgreen & Dragset rahmen eine Reihe von Ausstellungen, die alle auf jeweils sehr eigene Weise versucht haben, die Geschlossenheit des institutionellen Ausstellungsraumes physisch oder in der Imagination zu durchbrechen. Jetzt folgt mit der durch Elmgreen & Dragset inszenierten Selbstauflösung der letzte Schritt dieser expansiven Logik.

Am 23. Mai 2003 werden wir mit Interessierten, Künstlern und Freunden des Portikus den Abschied vom Raum hinter der klassizistischen Fassade feiern. Auch der neu gegründete Portikus e.V., der sich die ideelle und materielle Unterstützung der Ausstellungstätigkeit gerade in der schwierigen Zeit eines Standortwechsels zum Ziel setzt, wird sich erstmals an diesem Abend vorstellen.

Bis zur Fertigstellung des geplanten Neubaus für den Portikus auf der Maininsel an der Alten Brücke planen wir eine neue Ausstellungsreihe im Leinwandhaus neben dem Frankfurter Dom. Der Künstler Tobias Rehberger hat die temporäre Umgestaltung der Räumlichkeiten dort übernommen, welche neben einem Ausstellungsraum auch das Büro und den Buchladen des Portikus beherbergen werden. Geplant sind ab Juli 2003 Ausstellungsprojekte und Präsentationen von Louise Lawler, Olafur Eliasson, Spencer Finch, Kirsten Pieroth, Cildo Meireles, Carl Michael von Hausswolff, Tobias Rehberger, Bas Jan Ader, Henrik Plenge Jakobsen und vielen anderen.