02.11.–01.12.2002
Pascale Marthine Tayou plant für den Portikus Frankfurt am Main eine Installation im Außenraum. Um und auf die Ausstellungshalle sowie auf das Schwesternwohnheim des benachbarten Hospitals läßt Pascale Marthine Tayou Fahnenmasten aufstellen, die die Flaggen aller 54 Nationalstaaten Afrikas tragen. Diese Fahnen sind jedoch von Studierenden der Frankfurter Städelschule unter der Aufgabenstellung, dass sie weiterhin als Symbole für bestimmte Länder gelesen werden können, graphisch überarbeitet worden. Es geht bei dieser Bearbeitung der Flaggen also weniger um eine freie Umgestaltung als vielmehr um eine vorsichtige Idealisierung, eine Verbesserung nach gestalterischen Gesichtspunkten.
Die Ausstellungshalle selbst bleibt für die Dauer der Ausstellung geschlossen. Auf Holzpaneelen, die zwischen die Säulen des Portikus eingespannt sind, steht in großen Lettern das Wort "Close". Zum einen bezieht sich Tayou damit auf die bevorstehende Schließung der Ausstellungshalle am angestammten Ort hinter dem klassizistischen Portikus, die durch die angestrebte Rekonstruktion der ehemaligen Stadtbibliothek nötig wird. Darüber hinaus aber untersucht der Künstler in der Doppeldeutigkeit der Aufschrift die Eigenheit der repräsentativen Fassade. Der Betrachter kommt zwar "nahe" dran, doch das Dahinterliegende bleibt "verschlossen". Der Portikus wird wieder nur zur vorgeblendeten Wand, die ohne Bezug zu einer Gesamtarchitektur frei steht.
Durch das Anbringen der großen Anzahl afrikanischer Nationalflaggen bis hoch über das Giebelfeld des Portikus wird die Machtdemonstration einer klassizistischen Säulenarchitektur bis ins Absurde überhöht. Und die Fassade sowie der Ort der ehemaligen Stadtbibliothek, einst Ausdruck eines bürgerlichen Selbst- und Bildungsverständnisses, scheint besetzt oder belagert durch die afrikanischen Staaten. Der Raum um den Portikus wird im idealisierten Sinne zu einem vorübergehenden Platz der "Afrikanischen Union".
Pascale Marthine Tayou (* 1967) lebt und arbeitet zwischen Yaoundé (Kamerun) - Paris - Gent ...
Die Ausstellung wird unterstützt durch die Kulturstiftung der Deutschen Bank sowie die Alfred Ritter GmbH & Co. KG.