23.03.–28.04.2002

George: "Wir leben nach ganz normalen Regeln. Wir benehmen uns anständig. Wir wollen etwas erreichen in unserem Leben. Wir sind nicht an Kunst interessiert, sondern am Leben. Wir sind normal, ungebildet, konservativ, einfach und gewöhnlich."

Gilbert: "Wir sind liberal und radikal. Wir lieben den Extremismus. Aber er muß sich in einem System, einer Ordnung bewegen."

George: "Wir haben nichts gegen das Establishment. Schließlich wollen wir in diesem System arbeiten."

Gilbert: "Wir arbeiten an einem Gesamtkunstwerk. Und wir arbeiten daran gemeinsam, vom Anfang bis zum Ende. Wir sind eine One-man-Show. Wir sagen: Wir sind eine Person."

(Interview mit Klaus Ahrens, Süddeutsche Zeitung Magazin, Nr. 17, 26.04.1991, S. 32-41)

Gilbert & George lernten sich 1967 als Studenten in London kennen und arbeiten seither gemeinsam. In den späten Sechziger Jahren sind sie als "Living Sculpture" oder "Singing Sculpture" im öffentlichen Raum und in Ausstellungsräumen in Erscheinung getreten. Seit diesen frühen Performances entwickeln Gilbert & George ihre Bilder ausgehend vom Abbild der eigenen Körper bzw. vom eigenen Portrait. Immer wieder wird die eigene Identität in Relation zu unterschiedlichen Aspekten von Gesellschaft, Kultur, Religion, Sexualität und Politik dargestellt. Dabei treten Gilbert & George zum einen immer als anonyme Stellvertreter für das soziale Individuum auf, zum anderen ist es aber gerade durch die Typisierung und die Stilisierung der eigenen Person gelungen, daß das eigene Bildnis sowie die eigenen Vornamen zum künstlerischen Signum wurden. Gilbert & George sind als Ikonen der britischen Kunst bis heute äußerst einflußreich auf jüngere Künstlergenerationen, und ihr Ansatz einer allgemeinverständlichen Bildsprache sowie eines radikalen Idealismus gelten ungebrochen als wegweisend.

Im Portikus zeigen Gilbert & George eine neue Serie photographischer Arbeiten unter dem Titel "NINE DARK PICTURES", die sich inhaltlich sehr stark auf das Verhältnis des Individuums zu religiösen, sozialen und politischen Konflikten konzentrieren. Die Bilder bedienen sich einer populären Symbolik des politischen und religiösen Protests, zeigen Architektur als Ausdruck sozialer Unterschiede und sind damit Bekenntnis eines radikalen Verständnisses von Demokratie.

Die Ausstellung wird präsentiert von Schroders Private Bank.

Sie ist die erste in einer Reihe von "kunst besuchen" im Rahmen der Schroders Community.