11.11.–11.12.1988

I - Selected Perfect Vehicles (11.11.88-20.11.88) / II - Selected Plaster Surrogates (22.11.88-27.11.88) / III - Selected Perpetual Photos (29.11.88-4.12.88) / IV - Selected Perfect Vehicles (6.12.88-11.12.88)

Der 1944 in Los Angeles geborene, in New York lebende Allan McCollum gehört zu einer Generation amerikanischer Künstler, die sich in den 80er Jahren kritisch-distanziert mit der Funktion der Kunst und ihrem Status als Symbol der Zugehörigkeit zu einer privilegierten Klasse in einer von ökonomischen Zwängen diktierten Konsum-Gesellschaft auseinandersetzt. McCollum absolvierte keine künstlerisch-akademische Ausbildung, vielmehr prägte die Anstellung bei einer Kunst-Spedition seine Beziehung zu Werken der Modernen Kunst innerhalb eines schnellebigen Ausstellungsbetriebes unter dem Diktat der Marktmechanismen des Kunsthandels und den speziellen amerikanischen Bedingungen. Die kritische Hinterfragung dieser Strategien des zeitgenössischen Kunstbetriebs, in dem das Werk unter dem Druck merkantiler Produktionsbedingungen in immer stärkerem Maße zur bloßen Ware degeneriert, bestimmt die Strukturen von McCollums Arbeiten.

Ein wesentlicher Aspekt der Ausstellungen McCollums ist die Erzeugung einer hermetischen Situation durch die Konfrontation des Betrachters mit nur einer Werk-Gruppe, deren Effekt durch die Reihung quasi-identischer Objekte intensiviert wird. Aus diesem Grund ist bei der Konzipierung der Ausstellung eine ungewöhnliche Form der Präsentation gewählt worden. Die Werk-Gruppen werden nicht gleichzeitig nebeneinander gezeigt, sondern jede für sich in einer Abfolge von vier Ausstellungsabschnitten. Das heißt, die Installation der zwei Varianten der Perfect Vehicles, der Surrogates und der Perpetual Photos werden nacheinander für jeweils eine Woche zu sehen sein.

Die im Portikus konzipierte Ausstellung umfaßt vier Gruppen, die McCollum seit Ende der 70er Jahre kontinuierlich entwickelt hat:

1) Perfect Vehicles - massiv gegossene Vasen-Objekte, die in ihrer Form identisch, nur durch die farbige Fassung unterschieden sind. Sie erscheinen durch die Aufhebung ihres Gebrauchswertes in einem erweiterten Sinne als Zeichen für das in unserer Kultur durch situationsbedingte Anschaulichkeit stilisierte Kunst-Objekt. Zuerst wird eine neue, in diesem Jahr entstandene Version aus Beton, von ca. 2 m Höhe gezeigt, die sockellos in direkter Weise den Bezug zu Raum und Betrachter thematisiert.

2) Surrogates - zuerst als Holz und Hartfaser gefertigte, später aus Gips gegossene Bild-Objekte unterschiedlicher Größe, die entweder in verschiedenen Farben monochrom gefaßt sind oder - wie in den hier gezeigten Beispielen - bei denen Rahmen, Passepartout und Bildfeld durch Farbe simuliert werden, wobei letzteres stets monochrom schwarz ist.

3) Perpetual Photos - Photographien von Bildern, die aus vom Fernsehschirm abphotographierten Szenen isoliert herauskopiert sind. Diese in ihrer Anschaulichkeit degenerierten Bild-Zeichen verweisen auf die rein dekorativ-funktionale Bedeutung ihrer Vor-Bilder und erheben diese in einem Rückschritt zum neuen Bild-Gegenstand.

4) Perfect Vehicles - die seit 1986 erarbeitete Variante aus Gips, mit einer einheitlichen Höhe von ca. 50 cm, die als Ensembles oder Sets von unterschiedlicher Anzahl unter den Bedingungen des jeweiligen Raumes auf Sockeln installiert werden.

Fotos: Katrin Schilling