25.09.–07.11.1999

Die Ausstellung ist eine Kooperation des ab dem Wintersemester an der Städelschule Frankfurt unterrichtenden Künstlers Heimo Zobernig mit dem an der Hochschule für Angewandte Kunst in Wien tätigen Philosophen Ernst Strouhal und präsentiert den ehemaligen Nominalkatalog der Österreichischen Nationalbibliothek in Wien.

1998 wurde die Digitalisierung der Kataloge dieser Wiener Bibliothek abgeschlossen. Ihr Buchbestand ist seitdem nur noch über Computer abrufbar. Die klassischen sinnlichen Archive der Bibliothek, über Generationen entwickelt, wurden in kurzer Zeit von immateriellen digitalen Systemen ersetzt.

Von ihrer ursprünglichen Funktion befreit können die Katalogkästen nun als Skulptur im Raum erlebbar gemacht werden.

Der im Portikus präsentierte Nominalkatalog, also das alphabetische, nach Autor und Titel geordnete Verzeichnis der Bibliothek, umfaßt insgesamt 84 Katalogkästen aus Holz, Stahl und Kunststoff mit 3024 Laden und rund 2,6 Millionen Zetteln.

„Dieser Raum kann vom Betrachter ästhetisch und historisch durchmessen werden. Er ist im ästhetischen Sinn erfahrbar als eine sterile und neutrale Topographie von Kästen, Laden und Zettel. Zugleich ist er historisch lesbar als eine durch Volumen, Anspruch und Komplexität gleichermaßen erhabene wie groteske Kulisse der Moderne. Sie umgrenzt einen historischen Raum von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart: Die Zettel und Kästen erzählen von einer über Jahrhunderte hindurch entwickelten methodischen Anstrengung der Ordnung und der Disziplinierung der Erinnerung. Sie bilden ein semiotisches System, das auf die Vergangenheit eines papierenen Ordnungs- und Aufschreibsystems verweist."