07.02.–22.03.1998

Mit Udo Koch und Jörg Sasse präsentiert der Portikus zwei Künstler, die mit unterschiedlichen Medien und unter unterschiedlicher Fragestellung arbeiten. In ihrer spezifischen Gestaltung von Wahrnehmungsformen jedoch machen sie ein gemeinsames Interesse deutlich, das für den Betrachter durch ihre Gegenüberstellung prononciert wird.

Der Frankfurter Udo Koch (*1958 in Offenbach) ist bekannt für seine Wandarbeiten, seine Zeichnungen und seine in Gips ausgeführten plastischen Gebilde. Er thematisiert die Umräume von Gegenständen, die so gleichsam nur in der Aussparung sichtbar und damit in ihrer Lesbarkeit erschwert werden.

"Blutfarbene Lilie" lautet der Titel einer Reihe von Zeichnungen und einer dreidimensionalen Arbeit, die in der Ausstellung zu sehen sind. In das Zentrum großformatiger Blätter hat Koch die Silhouette einer sogenannten "Blutfarbenen Lilie" gezeichnet, deren Gestalt er einem Florilegium des 17. Jahrhunderts entnommen hat. Er verbindet die äußersten Punkte der Blume durch Geraden und spiegelt an diesen die so entstandenen Negativflächen, die wiederum Grundlage einer weiteren Spiegelung werden. So entsteht ein ovales organisches Gebilde, das sich an den Rändern verdichtet. Dieser schalenartige Aufbau dient Koch als Grundlage für sein terrassenförmig aufgebautes, wannenartiges Objekt aus Styropor, Holz und Gips. Zeichnungen und Objekt haben sich in ihrer Form verselbständigt und besitzen eine neue autonome Ästhetik.

Der in Düsseldorf lebende Becherschüler Jörg Sasse (*1962 in Bad Salzuflen) arbeitet mit dem Medium der Fotografie. Nach eigenen stillebenhaften Aufnahmen von Interieurszenen verwendet er in den letzten Jahren vorgefundene Fotografien, die er mittels Computer in ihrer Komposition, Farbigkeit und Bildstruktur zu neuen, ganz eigenen Arbeiten umformt. Die gewählten Amateurfotografien besitzen keinen festgelegten privaten Charakter und interessieren den Künstler durch ihr spezifisches Zusammenspiel von räumlicher Illusion, Farbe und Aufbau bestimmter Bildpartien. Diese Eigenschaften konzentriert und steigert Sasse nun durch seine Bearbeitung. Die entstehenden Bilder charakterisieren sich durch ihre Reduktion auf wenige Elemente und vor allem durch eine eigenartige Unschärfe, die den Motiven eine Abstraktion verleiht. Je näher der Betrachter an das Bild herantritt, desto mehr löst es sich in Farbfelder auf.

Durch seine Manipulationen thematisiert Sasse das künstlerische Medium der Fotografie. Sasse geht es nicht um das Abgebildete selbst, sondern um die Art und Weise der Abbildung.

Foto: Katrin Schilling